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1. Unser Heer - S. 118

1903 - Leipzig : Dürr
118 M erinnere mich ganz genau, lind sag mir nur, wie gefällt es dir denn jetzt als Soldat?" Der Soldat wurde plötzlich wie umgewaudelt, er senkte die Augen und schwieg. „warum bist du nicht mit den anderen spazieren gegangen?" Tr antwortete nicht und betrachtete seine Nägel, als wenn er überlegte, was er sagen sollte; aber man las ihm die Gedanken von den Augen ab. „was ist dir?" Da löste sich seine Zunge, und er wurde immer erregter und begann mit zitternder Stimme: „0 hören Sie mich an, Herr Offizier; ich weiß gar nicht, was ich an mir habe, aber man behandelt uns in einer weise, die einem mißfallen muß, das ist es. wenn man frägt, erhält man keine Ant- wort, dann sagen sie einem beleidigende Worte, und man muß still sein, sonst winkt einem das Gefängnis dort" (und er ahmte die Stimme des Aorperals nach). „Zch weiß es selbst sehr wohl, daß wir uns noch nicht zu kleiden verstehen und daß wir noch keine guten Soldaten sind; aber wir sind erst zwei Tage hier; was können wir dafür? — Haben wir etwas verbrochen? — Wan weiß es, daß wir eben deshalb hergekommen sind, um es zu lernen, und man müßte etwas Geduld mit uns haben, scheint mir. Wan spottet über uns in Gegenwart der Leute, und dann vergreisen sie sich selbst an uns und puffen uns, und wir müssen alles ertragen, während sie über uns lachen. . . . Zch kann es nicht begreifen, warum sie uns so be- handeln. Zch bin gern zu den Soldaten gekommen und sagte mir: Zch werde meine schlicht tun und die Vorgesetzten werden mich gern haben, aber jetzt, da ich sehe. . . . Vielleicht wenn man sich daran gewöhnt haben wird, wird man nicht mehr darauf achten, aber jetzt tut es einem weh, wenn man in dieser Weise gemißhandelt wird. Wir waren ans Haus gewöhnt, an die Familie, alle liebten uns, wogegen hier . . . Das tut weh, das tut zu weh!" Die letzten Worte sprach er mit wahrhaft trostlosen: Ausdruck; dann schwieg er und murmelte, die Augen senkend, weiter in sich hinein. ' Der Offizier ließ einige Augenblicke schweigend verstreichen. Tr zündete sich eine Zigarre an, dann erwiderte er mit einer gewissen sorglosen wiene, als wenn er nichts gehört hätte oder nichts ge- hört haben wollte: „Zieh deinen Aragen etwas herab," und er half ihm dabei. „So! Zetzt sitzt er gut. Dreh dich um." Der Soldat drehte sich um. Der Offizier faßte ihn und zog ihm die Rockschöße herab: „Der Rock darf keine Falten werfen, er muß glatt sitzen wie ein Wieder. Dreh dich um!"
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