1904 -
Berlin
: Weidmann
- Autor: Wolff, Emil
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Das Schulwesen.
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erachteten. Am Ende seiner Regierung belief sich das Gehalt der
meisten Lehrer in den wohlhabenderen Landschaften (Magdeburg,
Halberstadt, Minden, Ostfriesland) durchschnittlich nur auf 65 bis
81 Tlr., während es in Ostpreußen nur 48 Tlr., in der Kur-
mark 41 Tlr., in Hinterpommern sogar nur 21 Tlr. betrug.
Das Landvolk zeigte durchweg wenig Herz und Verständnis für die
Hebung seiner Bildung und widersetzte sich besonders der Ver-
mehrung der Lasten, die sie mit sich brachte. Um Lehrer wieder
loszuwerden, machte man zuweilen sogar die Werbeoffiziere auf
sie aufmerksam. Ebenso widerwillig waren oft die adligen Schul-
patrone. Eine Reihe bedeutender Männer bemühte sich in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts beu Unterricht zu verbessern
und eine fruchtbare Methode zu schaffen. Außer Hecker und Felbiger
sind zu nennen Hähn in Magdeburg, Struensee im Halberstädtischen
und besonders der Freiherr Fried. Ebcrh. von Rochow auf Rekahn
in der Kurmark, einer der edelsten Menschenfreunde der Anfklärungs-
zeit. Als er einst in bittern Gram über die Dummheit und Un-
wissenheit seiner Bauern versunken saß, wurde es ihm plötzlich klar,
wie er ihnen helfeil könne. Er arbeitete das erste „Schulbuch zum
Gebrauch für Kinder der Landleute oder zum Gebrauch in Dorf-
schulen" aus (1772), blieb auf diesem Gebiete unermüdlich tätig,
den Kindern das Wichtigste und Wissenswürdigste zu vermitteln,
und stattete die Schulen seiner eigeneil Güter miss beste aus. Er
gab durch seine Lesebücher die erste Anregung zum Anschauungs-
unterricht, zum geographischen imd natilrgeschichtlicheil in der Volks-
schule. Er selbst war vielfach von beu Philanthropen, besonders
von Basedow, der wieder ganz ans Rousseau fußte, angeregt. Hecker
war der erste, der die Lehrer, die bis dahin nur Einzelunterricht
iil der Klasse trieben, eine ganze Abteilung gleichzeitig unterrichten
lehrte. Mail kann sich die Leistlingen der Volksschule in jener Zeit
kaum bescheiden genug vorstellen, uild die äußere Lage des Lehrer-
standes war noch sehr traurig. Aber mächtig wirkte der Trieb
zur Aufklärung, lind man kam doch vorwärts. Die Volksschule
stützte lind förderte zugleich das Deutschtum in den neugewonnenen
polnischen Landschaften. In Schlesien wollte Friedrich keinen
Lehrer und keinen Geistlichen angestellt wissen, der nicht des Deutschen
mächtig sei. Unter seinem Nachfolger geschah von seiten des Staats