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1. Grundriß der preußisch-deutschen sozialpolitischen und Volkswirtschafts-Geschichte - S. 114

1904 - Berlin : Weidmann
114 Iii. 1806—1840. das geistige Leben des niederen Volkes, der mit der Kraft seiner unendlichen Liebe, seines Erbarmens und seiner Geduld mit einer Hingebung und Selbstlosigkeit sonder gleichen die Herzen gewann und zu seiner Nachfolge stimmte, das war der Schweizer Heinrich Pesta- lozzi. Er hatte im eigenen Leben nie etwas anderes als Armut und Entbehrung kennen lernen und so bezeichnete er es als die Aufgabe der Schule, die Armen für die Armut zu erziehen d. h. ihre geistigen und sittlichen Kräfte so zu bilden, daß die Armut ihren Druck verliere. Er zeigte durch Lehre und Beispiel, daß aller echter Unterricht nur darin bestehe, daß die im Kinde vor- handenen Kräfte durch zweckmäßige Mittel entwickelt würden, und verlangte, daß aller Unterricht zugleich sittliche Erziehung sei. An die Stelle des handwerksmäßigen Einpaukens setzte er ein organisches, naturgemäßes Bilden und stellte siegreich den Grundsatz auf, daß aller Unterricht ans Anschauung gegriindet werden müsse. Die Sinne seien zuerst zu bilden, mit ihrer Hülfe die Denkkraft. Den Leibes- übungen wies er einen wichtigen Platz an. Um ihn sammelte sich eine beträchtliche Zahl junger Männer ans Preußen, die seine Lehr- weise annahmen und sich an seiner Persönlichkeit begeisterten. Sie wurden die geistigen Väter einer großen Nachkommenschaft, die die außerordentlich wichtige Aufgabe der preußischen Volksschule mit Kraft und Verständnis erfaßte und in stiller Arbeit, durch innere Schaffensfreude über den Mangel äußern Lohnes getröstet, sie mächtig förderte. An die Stelle der naturwidrigen Buchstabier- methode trat die des Lautierens. Auch im Rechnen wurde der schwerfällige Einzelunterricht endlich durch den Klassenunterricht er- setzt. In den gehobenen mehrklassigen Volksschulen fand auch schon die von Pestalozzi nachdrücklich empfohlene Raumlehre (Geometrie) eine Stätte. Geschichte, Erd- und Naturkunde begann man mit bescheidenem Anfang zu lehren. Über das Turnen, dem Guts- Muths in der Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal zuerst eine Stätte bereitet und das dann Turnvater Iahn in den Dienst des Vater- landes gestellt hatte, wurde freilich von den sortschritts- und freiheits- feindlichen Vertretern des Polizeistaats 1819 die Sperre verhängt, aber 1842 wurde es für die Seminarien wieder freigegeben und 1851 die „Königl. Zentral-Turnanstalt" in Berlin zur Heranbildung tüchtiger Turnlehrer gegründet. In den Gesangsunterricht, der um
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