1909 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Pondorf, E.
- Hrsg.: Viergutz, Felix
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Das römische Kaiserreich deutscher Nation.
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suchte die Herzogtümer einzuziehen, besetzte die erledigten nicht wieder
oder vergab sie an seinen Sohn Heinrich. Um den niedern Adel zu
fesseln, suchte er die kleinen Lehen erblich zu machen und sie so dem
Einflüsse der großen Herren zu entziehen. Unter ihm und seinem Sohne
Heinrich Iii. erreichten die Grenzen des Deutschen Reiches ihre größte
Ausdehnung.
Niedergang der Königsmacht. Aber nach dem Tode Heinrichs folgte
ein tiefer Sturz der Königsmacht. Mit einem Biirgerkriege begann
die Regierung Heinrichs Iv. Während der junge König mit dem Papste
um die oberste Stelle in der Christenheit rang, erhoben die Fürsten
wieder das Haupt. Die großen Ämter, die der Markgrafen, Pfalz-
grafen und Grafen, wurden erblich. Nach seiner Demütigung in Canossa
erklärten die Fürsten ihn für abgesetzt. Der Bürgerkrieg durchtobte
lange Jahre das Reich, Gegenkaiser wurden aufgestellt, selbst die
Söhne scheuten sich nicht vor dem unheilvollen Kampfe gegen den
Vater. Unter ihm erhoben sich die beiden mächtigsten Geschlechter, die
Hohenstaufen und die Welfen, deren Kämpfe später das Reich bis in
die Fundamente erschütterten. Die Versuche, die königliche Wiirde
erblich zu machen, scheiterten, das Reich blieb ein Wahlreich, die
Fürstentümer dagegen wurden erblich. Heinrich V. erlitt im Welfes-
holz eine entschiedene Niederlage gegen die Fürsten; sein Nachfolger
Lothar fühlte sich so wenig sicher auf dem Throne, daß er sich seine
kaiserliche Würde vom Papste bestätigen ließ. Unter ihm vereinigte
das welfische Haus die beiden Herzogtümer Sachsen und Bayern
in seiner Hand und gefährdete dadurch den Bestand des Königtuins.
Der Kampf zwischen Hohenstaufen und Welfen zerrüttete das Reich
weiter. Konrad Iii., der erste staufische Kaiser, nahm zwar nach langem
Kampfe Heinrich dem Stolzen Bayern; als aber Friedrich Barbarossa in
seinem Streite gegen die Lombarden Beistand suchte, gab er es den Welfen
zurück. Heinrich der Löwe versagte ihm diesen Beistand in Italien.
Friedrich erlitt die schwere Niederlage bei Legnano, die ihn zum Frieden
mit den Lombarden zwang. Es gelang ihm nun freilich, den Löwen
Zu bezwingen und zu ächten. Aber Friedrich behielt die dem Gegner
entwundenen Länder nicht als Reichslande in seiner Hand, sondern
vergab sie wieder. So entstand das neue Herzogtum Sachsen, das
später zu großer Macht gelangte. Sein Sohn Heinrich Vi. verwickelte
sich in neue Kämpfe mit Italien, die seine Tätigkeit in Deutschland
lähmten. So erreichte auch er nicht die von ihm erstrebte Erblichkeit
des Kaisertums. Ein plötzlicher Tod machte seiner kurzen Regierung
ein Ende. Nun kam es gar zu einer Spaltung des Reichs, indem jede
der beiden Parteien einen König aus ihrer Mitte wählte. Auch
Friedrich Ii., ein kraftvoller, hochbegabter Herrscher, verbrauchte seine