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1. Grundriß der Verfassungs- und Bürgerkunde - S. 31

1909 - Breslau : Hirt
Aus der preußischen Verfassungsgeschichte. 31 Verderben gelegen, ohne der Stände Vorwissen und Rat zu beschließen oder vorzunehmen". Das war doch eine bedenkliche Verkürzung der landesherrlichen Macht; weitere Anleihen, die die Kurfürsten machten, vermehrten ihre Not und ihre Abhängigkeit von den Ständen. Diese beanspruchten gegen Bewilligung von Steuern ihre eigene Verwaltung, ja sie stellten dazu eigene Beamte an. Der Adel wälzte einen Teil seiner Lasten aus die Bauern ab, und er erhielt von Johann Georg die Erlaubnis, diese auszukaufen. Die Ansprüche des Adels stiegen damit; er verlangte sogar, daß Bauern, die sich über ihn beschwerten, körper- lich gezüchtigt würden. Der Kurfürst Joachim Friedrich trat diesem Unwesen, unter dem der Staat zugrunde gehen mußte, entschieden ent- gegen. Er stiftete den Geheimen Rat, eine Behörde, die das Wohl des gesamten Landes zur Geltung bringen sollte; er machte den Ständen mit Recht den Vorwurf, daß sie durch ihre Knauserei die Not des Landes verschuldeten. Wenn diese im Dreißigjährigen Kriege so groß wurde, so war es mehr die Schuld der Stände als die des Kurfürsten Georg Wilhelm. Der persönliche Kriegsdienst des Adels hatte aufgehört; trotzdem bewilligten die Stände dem Kurfürsten nur das Geld für 300 Reiter und 1000 Fußsoldaten. Dafür erhielten sie wieder das Recht, das Kriegswesen zu beaussichtigen und nützuleiten. Die Söldner wurden auch ihnen verpflichtet, sie beschränkten also den Kurfürsten in seiner Kriegshoheit. Schwieriger noch als die märkischen waren die Stände in Preußen und die in Cleve. Der Kurfürst Georg Wilhelm wurde dadurch in jeder Tätigkeit zum Schutze des Landes gehemmt. Die Stände waren für absolute Neutralität im Kriege, ver- weigerten nicht nur die Mittel zur Werbung neuer Truppen, sondern sie verlangten gar die Entlassung der vorhandenen. Es gab eine Zeit, in welcher das ganze märkische Heer aus 230 Mann bestand. Auch spätere Bewilligungen reichten nicht aus, das Land vor den Ver- wüstungen der Kaiserlichen, der Schweden und anderer Feinde zu schützen. Der Kurfürst entwich endlich nach Königsberg und überließ das Land seinem Schicksal. Adam von Schwarzenberg suchte die Macht der Stände zu brechen und die des Fiirsten zu heben. Er stellte neue Regimenter aus und zog die Steuern trotz des Widerspruchs der Stände ein. Mit aller Entschiedenheit und Kraft faßte und verfolgte der Große Kurfürst, Friedrich Wilhelm, den Gedanken, die Staatsgewalt über die der Stände zu erheben und so aus den lose aneinander ge- reihten Landschaften einen Staat zu bilden. Er entließ die Truppen, die ihnr den Gehorsam verweigerten, weil sie auch dem Kaiser ge- schworen hatten, und bildete ein neues Heer, wobei ihm Konrad von Burgsdorf wesentliche Hilfe leistete. Seinem entschiedenen Auf- treten gegenüber wurden auch die Stände nachgiebiger; er stellte der
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