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1. Land und Stadt - S. 43

1905 - Leipzig : Dürr
43 das ältere Benediktinerkloster Johannisberg trotz seiner unvergleichlich schönen „Lagen" finanziell in immer traurigere Lage geriet und schließlich richtig bankerott ging, brachten die Eberbacher Zisterzienser sich und den Rheingau in die Höhe. Zu dem von ihnen unter tausend Mühen ge- rodeten und bebauten Steinberg kauften sie planmäßig und parzellen- weise die Weinberge der Kleinbauern. Auf ihren mit Laienbrüdern be- mannten Schiffen verfrachteten sie ihre Weine ohne Zwischenhändler nach Köln, wo sie ein eigenes Lagerhaus und sogar ein eigenes Stadt- tor am Rhein besaßen. Zum Schutz gegen die Einbrüche von richtigen „organisierten" Traubenräuberbanden umzogen sie noch im vorigen Jahrhundert ihr Stammgut, den Steinberg, mit der noch vorhandenen Mauer. Als aber die Abtei Eberbach bei der großen „Säkularisation" 1801 in nassauischen Besitz kam, schlug der nassauische Kommissar seiner Re- gierung — glücklicherweise ohne Erfolg — vor, man solle doch den Steinberg statt der Reben mit Koniferen bepsianzen! Seit 1866 ist der Rheingau und also auch der frühere nassauische Dominalbesitz preußisch; die königliche Domäne steht unter den Rheingauer Weinbe- sitzern auch räumlich mit 64,6 Hektar weit voran. Außerdem besitzt ein Mitglied des Königlichen Hauses, Prinz Albrecht, der Schloßherr von Reichartshausen bei Erbach, im Rheingau rund 37 Hektar. — Ein ganz besonderes Schicksal hatte der Johannisberg. Von Mainz ging er durch Kauf an die Fuldaer Fürstäbte über, wurde 1803 für Nassau- Oranien „säkularisiert", 1806 von Napoleon „annektiert" und dem alten Marschall Kellermann, dem „ckuo de Valmy“, verliehen. 1813 wurde er von den verbündeten Monarchen „erobert" und schließlich als — österreichisches Lehen dem Fürsten Metternich übertragen. Als Lehnsherr behielt sich der Kaiser von Österreich den Zehnten von diesem herrlichsten der Rheingauer Weinberge vor, der etwas über 16 Hektar (nebst nahezu 10 Hektar in Winkel) umfaßt. Solche Zahlen bedeuten im Rheingau etwas! 3. Auch unterhalb des Rheingaues blüht der Weinbau. Rechts- rheinisch wachsen uns die Reben sozusagen ins Kupee herein; von jen- seits übern Strom her grüßen die ällerheimlichsten Rhein- und Wein- städtchen, — Boppard, St. Goar, Oberwesel, Bacharach mit der rosig schimmernden Wernerskapelle. Nun rechts Lorch mit dem Prachthause des Ritters Hilgen, nun Aßmannshausen; — endlich hält der Schnell- zug auf dem für den rheinischen Weltverkehr längst zu engen Bahnhof von Rüdesheim und überliefert uns einem abseits stehenden Personen- zug, der uns nach Geisenheim bringt. Sehr einladend, behaglich-heiter liegt dies uralte Städtchen zwischen den Bergen und dem inselreichen Strom. Die Aussicht ist herrlich: nach Westen Rüdesheim, der Niederwald mit der Germania; jenseits
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