1905 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: ,
- Hrsg.: Wohlrabe, Wilhelm
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1904
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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praktischer Sozialpolitik vor, welches, so unscheinbar es auf den einzelnen
'Fall angesehen auch sein mag, doch bedeutend genug ist, um die Auf-
merksamkeit auf sich zu ziehen, dessen letzte Konsequenz aber dahin geht,
daß der in seiner Ernährung viel zu viel von dem teuren Zwischen-
handel abhängige kleine Handwerker, Fabrikarbeiter und Tagelöhner in
dem für seinen Haushalt und die gedeihliche Ernährung seiner heran-
wachsenden Kinder nächst dem Brote wichtigsten Teile — der unersetz-
lichen, reinen, nahrhaften Milch — ein wirtschaftlich unabhängiger
Mann werde und bleibe."
2. Dieser Bericht stammt ans dem Jahre 1893. Inzwischen sind
die hier ausgesprochenen Gedanken auch schon in anderen landwirtschaft-
lichen Kreisen zum Durchbruch gekommen; der landwirtschaftliche Zentral-
verein zu Halle a. S. hat sogar gleich die hübsche Summe von 3000
Mark zur Hebung der Ziegenzucht ausgesetzt. So ist denn zu hoffen,
daß die hier liegende lange Versäumnis gründlich gut gemacht wird.
Ein recht erfreuliches kleines Beispiel verdanken wir noch Pfarrer
Krüger in Beyendorf, Provinz Sachsen. Hören wir ihn selbst: „Ich
habe nach dem Vorgänge von Arendsee i. A., wo der Landwirtschafts-
lehrer Hilpert einen Zuchtverein gegründet und Ziegen der Saanenrasse
eingeführt hat, eine Genossenschaft in meinen beiden Gemeinden Beyen-
dorf und Sohlen bei Magdeburg gegründet. Wir haben zwei Böcke
und drei Ziegen der Saanenrasse importiert. Die hiesigen Einwohner
sind zumeist Arbeiter, von denen eine, auch mitunter zwei Ziegen ge-
halten werden. Wenn auch das Heu hierorts ziemlich teuer ist, so
haben die Leute doch an einer guten Milchziege großen Vorteil, während
sie bei einer schlechten nicht auf die Kosten kommen.. ..
Meiner Ansicht nach wächst durch solche Genossenschaft Lust und
Liebe bei unseren Arbeitern zur Wirtschaft überhaupt. Man gibt sich
Mühe bei der Fütterung wie Aufzucht, da man hinter den anderen Ge-
nossen nicht zurückbleiben will, die Sorgsamkeit bei der einen Arbeit
teilt sich auch den anderen wirtschaftlichen Arbeiten mit. — Verbindet
man mit solcher Genossenschaft gleich noch die Versicherung der Ziegen
auf Gegenseitigkeit, so nähern sich die einzelnen Glieder noch mehr. Auch
das ist nur von Segen für eine Gemeinde, vor allem wenn sie, wie
die eine von meinen Gemeinden, sich aus Leuten der verschiedensten
Provinzen zusammensetzt." H. Sohn rey, Wohlfahrtspflege auf dem Lande. Berlin 1902.
ö. Lehmanns Gchweinchen!
Guten Morgen, Nuckerchen, wie hast Du denn geschlafen? Bist
Du bald fett und schmecken Dir unsere Kartoffeln, die Kleie und der
Spülig? Wir möchten gern, daß Dir alles recht gut mundete und Du
bald so fett wärest, daß Du fünf Zentner wögest! spricht Vater Lehmann