1905 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: ,
- Hrsg.: Wohlrabe, Wilhelm
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1904
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 208 —
Empfang einer Abordnung der städtifchcn Behörden Berlins.
(Zu seinem Geburtstage, 27. Januar, hatte der Kaiser an den Magistrat und die
Stadtverordneten von Berlin eine Kabinettsordre gerichtet, in der er mitteilte, daß
er in der Siegesallee die Marmorstandbilder der Fürsten Brandenburgs und Preußens
in fortlaufender Reihe wollte errichten lasten. Die Abordnung stattet nun den
Dank der Stadt ab. Der Kaiser antwortet auf die an ihn gerichtete Ansprache:)
Mir liegt viel daran, daß die Erinnerung an die glorreichen,
vor fünfundzwanzig Zähren durchlebten Zeiten namentlich auch in der
Bürgerschaft wach erhalten werde. Deshalb habe Zch nach langem
Überlegen den Plan gefaßt, die Standbilder der Fürsten unseres Landes
in Meiner Hauptstadt Berlin aufstellen zu lasten. Denn was das
Auge sieht, daran wird das Lftrz erinnert. Überdies läßt die Ge-
schichte keiner anderen Stadt der Welt den Einstuß der Fürsten auf
die Entwicklung und Förderung einer Stadt in so interessanter Weise
erkennen, wie die Berlins. Sie zeigt Fürst und Stadt manches Mal
im Streit untereinander, doch bald wieder in Eintracht, immer in
gegenseitiger Achtung.
Sodann hat es Mir Freude gemacht, der städtischen Verwaltung.
Berlins, deren Leistungen Zch gern anerkenne, in der gestifteten Gabe
ein Zeichen Meiner Anerkennung geben zu können. Zch komme oft
in die Lage, namentlich im Auslande und insbesondere in England,
wo man sich für Gemeindeverhältnisse sehr interessiert, zu schildern,
was die Stadt Berlin leistet. Zch hebe dann immer ganz besonders
hervor, daß dies geleistet wird von Männern im Ehrenamt, die für
die Verwaltung tätig sind ohne Nutzen für sich, lediglich aus Neigung
und aus Patriotismus sür die Stadt. Es wird Mir das oft nur
schwer geglaubt.
Zch hoffe nun aber auch, daß die gesamte Bevölkerung ohne
Unterschied des Bekenntnisses und der politischen Parteien auch in
Zukunft und auch in schweren Zeiten einmütig und treu zu ihrem
Fürsten halten und es Mir erleichtern wird, Meine schweren Pflichten
zu erfüllen. 3.11.1895.