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1. Bd. 1 - S. 73

1911 - Leipzig : Scheffer
wenn es auch immerhin öfter vorkommt als so ein großer Krieg, wie der zwischen Japan und Rußland, und noch viel öfter als so ein Ereignis, daß eine ganz neue Macht wie Japan auf einmal eine Kultur- und zugleich eine Großmacht wird. Aber jedenfalls ist für unser Deutsches Reich eine Reichstagsauflösung ein Er- eignis. Allerdings ein nicht gerade sehr angenehmes Ereignis. Es muß vielmehr so angesehen werden, wie eine Medizin, die auch nicht immer sehr angenehm ist, aber die doch sehr heilsam wirkt, so daß der, der sie einnimmt, hinterher wirklich gesund wird. Der, der sie einnimmt, ist hier nun allerdings unser ganzes deutsches Volk. Das hatte sich einen Reichstag gewählt, der gewiß sehr viele gute und große Dinge ausgerichtet hat, aber mit dem es zuletzt doch nicht so ging, wie es mit einem Reichstag hätte gehen müssen. Ich habe erzählt, wie sparsam früher der Reichs- tag mitunter gewesen ist, und wie teuer die Sparsamkeit uns dann schließlich geworden ist. Ganz besonders ist das ja in Süd- westafrika gewesen. Da sind ein Paar Millionen gespart wor- den. Das heißt, die Beamten haben schließlich gar nicht mehr ge- wagt, die Millionen vom Reichstag zu verlangen, weil sie ja doch wußten, daß der Reichstag sie nicht bewilligen würde. Aber jedenfalls war der Reichstag daran schuld, daß die Millionen ge- spart wurden. Und weil sie gespart werden mußten, darum wurde es in Südwestafrika nicht gut genug eingerichtet, und darum wurde es den Hereros und den Hottentotten mög- lich, sich zu empören und eine Menge von Deutschen totzu- schlagen und eine Menge von dem, was den Deutschen gehörte, zu zerstören. Die Totgeschlagenen konnten nun überhaupt nicht mehr lebendig gemacht werden, und all das Zerstörte einiger- maßen wieder herzustellen, das h-at ein großes Stück Geld ge- kostet. Und dann mußten viele Tausende von Soldaten hingeschickt werden, die mußten die Hottentotten und die Hereros zwingen, wieder dem Deutschen Reich zu gehorchen. Aber die Soldaten müssen doch dort zu essen und zu trinken haben und müssen Waffen haben und Pferde; das alles kostet sehr viel Geld. Und die Soldaten selber und alles was sie brauchen, muß von Deutsch- land um die halbe Erde herum bis nach Südwestafrika geschickt werden, und das kostet auch sehr viel Geld. Man hat ausge- rechnet, daß jeder Soldat, der in Südwestafrika ist, dem Deut- schen Reich jährlich 10 000 Mark kostet; ein einfacher gemeiner Soldat, nicht bloß ein Oberst oder ein General. Und so haben wir mehrere hundert Millionen zahlen müssen, weil der Reichs- 78
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