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1914 -
Kempten [u.a.]
: Kösel
- Autor: Seidenberger, Johann Baptist
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Iii. Der Bundesifcislf.
Wie die Gemeinde, so war auch der Stamm ur-
sprünglich geeint durch Blutsverwandtschaft. Aus dem
Stamm und dem von ihm besetzten Gebiet erwuchs
das Landesfürstentum. In den Staatenbezeich--
nungen Sachsen, Bayern, Hessen, thüringische Staaten
leben die alten Stammesbezeichnungen weiter. Doch
decken sich im Laufe der zweitausendjährigen Entwick-
lung die heutigen Staaten nicht mehr überall mit dem
alten Stammesgebiet. Immerhin bilden die Stämme
noch den Kern der Bevölkerung, auch da, wo der Staat
nicht mehr den Namen des Stammes trägt. Die Be-
völkerung Hannovers ist niedersächsischen, die Württem-
bergs alemannischen oder schwäbischen Stammes. Die
Dialektunterschiede in Deutschland bewahren noch die
Stammesunterschiede.
So gehen die deutschen Bundesstaaten zurück auf
die alten Stammesherzogtümer. Die deutschen Bundes-
fürsten sind die legitimen Nachfolger der alten Grafen,
Gau- und .Landgrafen und der Herzoge.
Die alten Stammesfürsten waren Heerführer im
Kriege, Richter im Frieden; ihre Macht aber war
beschränkt durch die Rechte der freien Männer.
Im modernen Verfassungsstaat lebt diese Beschrän-
kung der Fürstengewalt wieder auf, und der Schutz nach
innen und außen, die Verwaltung des Rechtes und die