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1914 -
Kempten [u.a.]
: Kösel
- Autor: Seidenberger, Johann Baptist
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
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Die deutsche Flotte: Geschichtliches
den Fehdehandschuh hinzuwerfen wagte und die deutschen
Küsten ungestraft blockieren konnte, trieb manchem deut-
schen Manne die Schamröte ins Gesicht. Die in Frank-
furt tagende deutsche Nationalversammlung be-
willigte in ihrer 16. Sitzung vom 14. Juni 1848 sechs
Millionen Taler zum Bau einer Flotte; voller Be-
geisterung wurden freiwillige Gaben in ganz Deutsch-
land beigesteuert, fast in jeder Sitzung der National-
versammlung konnte eine mehr oder minder lange Liste
freiwilliger Spenden bekanntgegeben werden. Nach Auf-
lösung der Nationalversammlung führte die Eifersucht
zwischen Österreich und Preußen auch zur Auflösung
der jungen Flotte. Die Kriegsschiffe Gesion und Bar-
barossa wurden von Preußen übernommen, die übrigen
6 Schiffe wurden für 238 000 Gulden an die britische
Dampfschiffahrtsgesellschast verkauft. „Hiermit endete
das Drama der deutschen Flotte, sie wurde eine Beute
ihrer erbittertsten Feinde." So urteilte eine zeit-
genössische Geschichtsschreibung. Nun, wir wissen, daß
das Drama nur für eine Zeitlang endete. Nach dem
Kriege 1870/71 war man naturgemäß nur auf Ver-
stärkung des Landheeres und der Westgrenze bedacht, und
die Regierung hatte genug zu tun, ihre Heeresvorlagen
bei der an solche Opfer nicht gewöhnten Volksvertretung
durchzubringen. Ein Wendepunkt trat ein mit der
Thronbesteigung Kaiser Wilhelms Ii. im
Jahre 1888. Von seiner Thronbesteigung an war der
Kaiser unablässig bemüht, eine achtunggebietende deutsche
Flotte zu schaffen. Dem Volke fehlte zunächst hierfür
das Verständnis, vielmehr schuf die öffentliche Kritik
das Wort von den „uferlosen Flottenplänen". So zeigte
sich auch der Reichstag durchaus nicht geneigt, aus die
Ideen des Kaisers, die man als rein persönliche Nei-
gungen auffaßte, besonders einzugehen, und das Reichs-