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1. Kleine Bürgerkunde - S. 98

1914 - Kempten [u.a.] : Kösel
98 Schutzzoll stens, die den Schutzzoll vertritt." Und vier Jahre später verließ Deutschland die Bahn des Freihandels und trat zum Schutzzoll über! Man sieht, wie man so selbstsicheren Worten mißtrauen darf, und wie rasch oft, was man kurz vorher noch für unmöglich er- klärte, zur Wirklichkeit wird! Am 2. Mai 1879 er- klärte Fürst Bismarck im Reichstage bei der Haupt- debatte über den neuen Zolltarif: „Wir sind bisher durch die weitgeöffneten Tore unserer Einfuhr die Ab- lagerungsstätte aller Überproduktion des Auslandes ge- worden. . . . Nach meinem Gefühl sind wir, seitdem wir unsere Tarife heruntergesetzt haben, — eine Schuld, von der ich mich, wie gesagt, gar nicht eximiere — in einem Verblutungsprozeß begriffen, der nur durch die verrufenen Milliarden um ein paar Jahre aufge- halten worden ist." Nach heftigen Kämpfen nahm am 12. Juli 1879 der Reichstag mit 217 gegen 117 Stimmen den neuen Zolltarif an; das Zen- trum hatte dafür gestimmt. Tie 15 Nationalliberalen, die ebenfalls dafür gestimmt hatten, wurden von ihrer Partei gezwungen, aus der nationalliberalen Partei auszutreten. Es begann ein einschneidender Wandel der deutschen Reichspolitik. Der Zoll war zunächst recht niedrig: eine Mark für den Doppelzentner Weizen und Roggen. Unter dem Wettbewerb der amerikanischen Getreideeinfuhr wurde der Zoll auf 3, dann auf 5 M. erhöht. Nach einer kurzen rückläufigen Bewegung unter dem Reichskanzler v. Caprivi, dem Mann ohne Ar und Halm, wurde bei der Revision des Zolltarifes 1902 auf Drängen der landwirtschaftlichen Kreise unter dem heftigsten Widerstand (Obstruktion) der Sozial- demokraten, die im Reichstag bis dahin unerhörte Lärm- szenen hervorriefen, eine abermalige Erhöhung der Zoll-
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