1906 -
Karlsruhe
: Braun
- Autor: Sturm, Georg
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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Im Winter sieht man den Bären nur selten und nur an milden
Tagen; denn während der kalten Jahreszeit liegt er fast immer
zusammengekauert in seiner Höhle. Da hat er sich für den
Winter ein weiches, warmes Lager bereitet. Weil er dann auch nichts
frißt, sondern von seinem Fette zehrt, magert er bei diesem langen
Schlafe stark ab.
In dieser warmen Höhle kommen auch die jungen Bären zur
Welt. Dies sind sehr drollige Tiere, die uns durch ihre possierlichen
Bewegungen viel Spaß machen. Sie werden von der Mutter sorgfältig
gepflegt und von ihr auch iu Gefahr mutig verteidigt. Jung ein-
gefangeu, lassen sie sich leicht zähmen und zu allerhand Kunststücken
abrichten. Nennt solche Kunststücke, zu denen man diese Bären ab-
gerichtet hat! (tanzen, Stock springen, Purzelbaum schlagen). Was für ein
Tier ist er also, weil inan ihn zu so vielen Kunststücken abrichten kann?
Der Bär ist ein gelehriges Tier.
Schriftliche Übung.
Der Bär ist ein Raubtier. Da er beim Gehen stets mit der
ganzen Sohle den Bodeu berührt, gehört er auch zu den Sohlengängern.
Sein dicker, plumper Rumps ruht auf vier kurzen, kräftigen Beinen.
Er ist mit einem braunen, langhaarigen Pelz bekleidet. Der Kopf ist
dick und rund. Nach vorn endigt er in eine kegelförmige, stumpfe
Schnauze. An dem Kopse sitzen kurze, abgerundete Ohren und kleine,
schiefliegende Augen. Die kurzen Beine sind mit langen, nicht einzieh-
baren Krallen bewaffnet. Mit Hilfe derselben erklettert er gewandt die
dicksten und höchsten Bäume. Der Abstieg geschieht stets rückwärts.
In der Jugend begnügt sich der Bär mit Pflanzenkost, nämlich Gras,
Kräutern, Wurzeln und Beeren. Später aber überfällt er weidende
Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde. Honig ist ihm ein Leckerbissen.
Die Nähe des Menschen meidet der wilde Bär. Wird er aber von
demselben angeschossen oder iu die Enge getrieben, so geht er in auf-
rechter Haltung ans den Menschen los und sucht ihn mit den Vorder-
beinen zu umklammern und zu erdrücken. Tagsüber ruht er zusammen-
gekauert in einer dunklen Felsenhöhle, hohlen Bäumen oder in dichten
Gebüschen. Nachts geht er auf Raub aus. Jung eingefangen läßt
er sich leicht zähmen und zu allerlei Kunststücken abrichten. Er ist also
ein gelehriges Tier.
Wiederholuiigs fragen.
Weise nach, daß der Bär ein Raubtier — ein Sohlengänger ist!
Nennt fleischfressende Raubtiere! insektenfressende! Welche Raubtiere