1909 -
Berlin Leipzig
: Teubner
- Autor: Wernecke, Robert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
Lektionen. 5. Die Farben.
93
es und sagten: „Tischlein, Tischlein, decke dich!" Kaum hatten sie es gesagt, da
lag ein seines Tischtuch auf dem Tische, und darauf dampften die herrlichsten
Speisen, und an jeder Ecke stand eine Flasche mit köstlichem Wein.
Die Kinder waren anfangs nicht wenig erschrocken, das könnt ihr euch wohl
denken; aber da sie gewaltigen Hunger hatten, langten sie tapfer zu und aßen und
tranken nach Herzenslust, denn so etwas Feines hatten sie ihr Lebtag noch nicht
gegessen. Als sie nun ihre Mahlzeit verzehrt und sich tüchtig satt gegessen hatten,
packten sie ihr Tischchen auf und gingen zu dem alten Mütterchen, um Abschied
zu nehmen, denn sie hatten große Sehnsucht nach Vater und Mutter. —
Das gute Mütterchen aber führte sie auf dem richtigen Wege bis an den Rand
des Waldes.
Da ging der Mond auf, und die Kinder erblickten das Häuschen, darinnen Vater
und Mutter wohnten.
Nun liefen sie, was sie nur laufen konnten, stürzten mit lautem Jubel in die
Stube hinein und fielen Vater und Mutter um den Hals und herzten und küßten
sie. Vor lauter Freude konnten die Eltern zuerst kein Wort sprechen, denn sie
hatten sich fast zu Tode gegrämt.
Als sie nun gar erst das „Tischchen deck dich!" kennen lernten und die herrlichen
Speisen darauf kosteten, da wollte der Jubel und die Freude gar kein Ende nehmen.
Sie lebten nun zusammen glücklich und in lauter Freude, und alle Not und Sorge
hatten ein Ende. Das gute Mütterchen aber vergaßen sie ihr Leben lang nicht.
5. Die Farben.
(Der Lehrer halte für diese Unterhaltung verschiedenfarbige Gegenstände:
„Papierblätter, Tuchstücke, Stickwolle und Stickseide, Blumen, Glasperlen,
Briefoblaten usw. bereit, um sie nach und nach den Kindern zur Übung im
Farbenlesen vorzuzeigen. Von diesen Sachen wähle er zuerst zwei Papier-
blätter, und zwar ein rotes, viereckiges und ein weißes, rundes.) Welches
Blatt Papier gefüllt euch am besten? (Gewöhnlich entscheiden sich die Kinder
für das rote.) Wie sieht das andere Blatt aus? Welches ist größer als
das andere? Welches Blatt ist rund? Wie ist dagegen das rote Blatt?
Welche Dinge in der Schulstube sind weiß? (Wände, Fensterrahmen,
Kreide, Halskragen usw.) Wie sehen im Winter sehr oft die Dächer ans?
Woher kommt das? Wie sieht der Schnee aus? Geht man im Monat
Mai im Garten unter Obstbänmen spazieren, so scheint es oft, als fielen
Schneeflocken von den Bäumen. Was fällt aber von den Bäumen? Wie
sind die Baumblüten, weil sie „weiß wie Schnee" aussehen? Was liegt schnee-
weiß auf dem Kuchen? Welches schneeweiße Gewürz streut man in die Suppe?
Miezchen kommt aus der Küche mit einem weißen Schnurrbart. Was merkt
daran die Mutter? Was hat die Katze genascht? — Welche Blumen im
Garten sehen schneeweiß aus? —
Nennt nun auch Dinge in der Schule, welche rot aussehen! Welche
Blumen sehen rot aus? Wie nennen wir das Kleid, welches rot aussieht,
wie die Rose? — Wie wird das Gesicht eines Kindes, wenn es sich schämt?
Welcher Teil des Gesichts sieht immer rot aus? Wie sehen die Wangen
eines kranken Kindes aus? Was für Backen hat ein gesundes Kind? Was
färbt nur eigentlich eure Backen so schön rot? Welche Früchte haben auch
blutrote Backen? Wie sieht der Himmel aus, wenn die Sonne untergeht?
Er sieht ans, als stände er im Feuer. Wie nennen wir das Rot, welches
am Abend bei dem Untergang der Sonne am Himmel sichtbar wird?