Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Unterklasse einer zweiklassigen Volksschule im Lichte der Arbeitsidee - S. 10

1912 - Leipzig : Wunderlich
10 Ideale, nicht nur für notwendig und schön, sondern bin auch der Meinung, 'daß wir sie bei all unserem Tun vor Augen und im Herzen haben sollen, daß sie all unser Streben durchwärmen müssen wie die Sonne den Acker. Ich halte auch ein Zusammenleben der Menschen ohne allen Zwang für einen schönen Gedanken und des Schweißes der Edlen wert; alles Kulturstreben ist auch ein Streben nach Verminderung des Zwanges. Aber ich kann auf den Tod die Leute nicht leiden, die immer mit zwei Schritten beim letzten Ideal sind und so tun, als wenn die Menschen in drei Tagen das Paradies fertig haben könnten, wenn sie nur wollten." Ausgehend von der Erkenntnis, daß der Wissensschatz, den die Schule, ob Lern-, ob Arbeitsschule, auf jeden Fall ihren Zög- lingen vermitteln muß, immer nur einen Teil des heute bei jedem halbwegs Gebildeten erwarteten Allgemeinwissens bildet, daß ferner die geistige Aneignungsfühigkeit des Menschen im Kindes- alter geradezu enorm ist, kann man sich nicht mit der Meinung befreunden, daß das Minimum der in der Schule zu erwerbenden Kenntnisse zu hoch geschraubt sei. Die Hauptsache bleibt immer die Erarbeitung dieses Minimums auf dem richtigen Wege, den Gesetzen der Anpassung und geistigen Entwickelung entsprechend. Die zwangsmäßige Bewältigung des Stoffes mußte von Anfang an zur Schädigung des kindlichen Körpers und Geistes führen, da ein- mal dem unentwickelten Körper jede Gelegenheit „zu dem ihm not- wendigen Lage- und Stellungswechsel" (Arbeitsschule, Leipziger Lehrerverein), sodann aber auch die Möglichkeit, „geistige Span- nungen durch körperliche Äußerungen zu entladen" (Ebenda!), unterbunden wurde. So stand der gesamte Unterricht ausnahms- los unter dem Signum der Arbeitsunlust, die eine beispiellose In- teresselosigkeit der Kinder an allem Schulstosf (trotz der vielen Ge- waltmittel und -mittelchen, die Stoffe interessant zu gestalten) und eine in keinem Stande so wie unter der Lehrerschaft auftretende Erscheinung zeitigte, die „Steckenpferdreiterei", über die Scharrel- mann in seinem Buche „Weg zur Kraft" also klagt: „Der eine ,treibt' in seinen Mußestunden Literatur, dichtet heimlich oder unheimlich, der andere preßt Pflanzen, spießt unschuldige Käfer auf Nadeln, baut zierliche Dynamos und Induktionsmaschinen, der eine studiert höhere Mathematik, der andere Grammatik der Hottentottensprache. Es gibt keinen Sport, keine Kunst und keine Wissenschaft, die nicht ihre zahlreichen Vertreter unter den Schul- leuten haben. Dabei soll ganz abgesehen werden von den Pedal- drückern, Zeitungsberichterstattern und anderen verwandten Be- rufsgenossenschaften. Es ist ein Jammer, der zum Himmel schreit! Wenn alle die Kraft, die ,unsere Leute' nach 4 Uhr entwickeln, nur zum zehnten Teile der Schule zugute käme!-----------" Auch mich
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer