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1. Die Unterklasse einer zweiklassigen Volksschule im Lichte der Arbeitsidee - S. 11

1912 - Leipzig : Wunderlich
11 — und wer sollte sich heute scheuen, so etwas offen zu bekennen! — führte die Arbeitsunlust auf ein Sondergebiet: Ich dichtete — heim- lich und — — unheimlich. Das ist heute, Gott sei Dank, anders geworden: Ich habe mich zu meiner alten lieben Schularbeit zurück- gefunden, deren Produktivität ja auch Poeten verlangt, warme, für alles Gute und Schöne empfängliche und begeisterte Herzen; und in meiner Schule herrscht „Arbeitsfreudigkeit", die wie goldner Sonnenschein auf allen den kleinen, lieben Gesichtern liegt und die Wangen rötet und den Augen fröhlichen Glanz verleiht. Auch ihr, Landlehrer der kleinsten unter den Schulen, treibt das düstere, hohläugige, bleichwangige Schulgespenst aus euern Mauern! Türen und Fenster auf, daß der frische Frühlingshauch einer neuen Schul- ära durch die Zimmer streichen kann und den dumpfen Druck bleierner Winteröde aus Lehrer- und Kinderherzen hinwegweht und sie rascher und freudiger schlagen macht, daß die warme Früh- lingssonne die Eisrinde um die Kinderherzen schmilzt und aus den verschlossenen Blüten der Kindesseele strahlende Blumen hervor- zaubert! O, ihr ahnt ja nicht, wie unermeßlich viel Freude und Schönheit auch in dem kleinen Raume eurer Schulstuben wohnen kann!----------— Die Forderung der Möglichkeit einer Entladung geistiger Spannungen durch körperliche Äußerungen, zu denen nicht nur allgemeine Körperbewegungen, Mienen- und Gebürdenspiel und manuelle Betätigung, sondern auch der Gebrauch der Sprachorgane zu rechnen sind (denn Anschauung und Sprache sind Korrelate: Eindruck und Ausdruck), verpflichtet zunächst dazu, die Kinder an selbständiges Sprechen zu gewöhnen. Patzig und Linke zitieren in ihrem Buche „Tätiger Geist und geschickte Hand" dazu: „Die Schüler müssen, damit ihr geistiges Leben in munteren Fluß komme, mehr reden, aus sich herausgehen lernen, müssen im Denken und Sprechen an größere Selbständigkeit gewöhnt und dürfen beim Lehrgespräch nicht fort und fort an der Hand ermüden- der, spielend leicht zu beantwortender, oft nur auf Nebensächliches gerichteter Fragen ängstlich geleitet werden, wie wenn ihnen höhere Anforderungen geradezu unzuträglich wären. Leicht genug finden sie sich in eine Methode, die ihre Selbständigkeit ernstlich in An- spruch nimmt. Man ist von früher her gewöhnt, kommt jedoch mehr und mehr davon zurück, im ununterbrochenen Geplapper des Frage- und Antwortspieles die Stärke des Lehrers zu sehen." Der Versuch zur Gewöhnung an selbständiges Reden, ans Aus- sichherausgehen erstreckt sich nach zwei Seiten hin. Er gilt den Neulingen und den Kindern des zweiten bis vierten Schuljahres. Da das Dorfkind im allgemeinen isolierter aufwächst als das Stadtkind, ist der Schulnovize auf dem Lande gewöhnlich auch
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