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1. Staats- und Volkswirtschaftslehre - S. 226

1906 - Halle a.S. : Schroedel
226 [§39] Kohlrübe, sowie die verschiedenen Kohlarten, aus die der auch sür Hackfrüchte gebrauchte Name Wurzelfrüchte nicht mehr zutrifft. Zu den Futterpflanzen zählen, außer den ebenfalls hierher zu rechnenden Rüben, Rotklee, Weißklee, Luzerne, Esparsette, Wicken, Lupinen, Seradella. Klee darf je nach der Güte des Bodens nur alle 4 bis 7 Jahre angebaut werden, da sonst die sog. Kleemüdigkeit eintritt; gewöhnlich wird er zugleich mit einer Halmfrucht gesät, kommt aber erst im folgenden Jahre zur Reife und Ernte. Die Seradella ist seit etwa 1830 aus Spanien eingeführt worden, während die Lupine seit etwa 1840 als Futterpflanze angebaut wird. Letztere ist charakteristisch für den Sand Norddeutschlands und nimmt mit dem dürftigsten Boden vorlieb; wo sie nicht wächst dürfte jede Kultur des Bodens aussichtslos sein. Viel mannigfaltiger als die bisher genannten Pflanzen sind die Handelsgewächse, die jedoch in Deutschland in geringerem Umfange zum Anbau gelangen; zu ihnen gehören die Öl-, Gespinst-, Färb-, Gewürz- und Genußpflanzen. Von den Ölfrüchten seien genannt Raps, Mohn, Olive, Erdnuß (Arachis), Kokospalme. Die Rapskultur nahm im 19. Jahrhundert in Deutschland einen großen Aufschwung, doch ging sie wesentlich mit Aufkommen des Leuchtgases und mit Anwachsen des überseeischen Imports von Petroleum, Ölen und Fetten zurück. Aus Mohn wird das sehr geschätzte Mohnöl sowie das Opium gewonnen, während die Olive sowie die namentlich auch in Deutsch-Ostafrika kultivierte Arachis als Speiseöl Verwendung finden. Die Kokosnuß (Kopra) dient zur Seifen- und Lichtbereitung sowie als Speisefett. Hervorragend im Gegensatz zu den Ölfrüchten sind die Gespinstpflanzen, die allerdings viel Arbeitskraft verlangen, aber in solchen Mittel- und Kleinbetrieben, die viel Familienmit- glieder aufweisen, recht lohnende Erträge liefern, oft lohnendere als beim Großbetrieb. Für Deutschland kommen nur Flachs und Hans in betracht, doch ist hier deren Kultur zurückgegangen, da die steigende Einfuhr an Baumwolle und Jute die Preise drückt. Friedrich Ii. hob die schlesische Leinenindustrie außerordentlich, — noch heute haben die schlesischen Damaste Weltruf. Die wichtigste Gespinst- pflanze ist jedoch die bereits in sehr frühen Zeiten bekannte Baum- wolle, die schon seit etwa 1500 in Venedig, Brügge und Gent ver- arbeitet, ihre Blüte erst mit Erfindung der Dampfmaschine fand. Ihr Hauptland ist das südliche Nordamerika, dann kommen Ost- indien, Südamerika und Ägypten inbetracht. Verwendung findet sie in der Wäsche- und Bekleidungsindustrie, während die in Ostasien heimische Jute vor allem in Deutschland verarbeitet wird, und zu gröberen Geweben, wie Segeltuchen, Wagenplanen, Säcken, aber auch zu Teppichen, Vorhängen, Garn usw. dient. Von den Gewürz- 0 Bei den Germanen und Westslaven spielte Flachs im Tauschhandel sogar die Rolle des Geldes.
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