1894 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Mittenzwey, Louis
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule, Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13, Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Vorwort.
Vii
höherer Lehranstalten kann ein Unterricht, welcher so nebenher
läuft, nicht genügen Ein Unterricht in Gesetzeskunde und Volks-
wirtschaftslehre darf, „sofern er etwas nützen soll, nicht nur
gelegentlich, je nach persönlicher Neigung oder nach Gutdünken
der Lehrer erteilt werden, sondern er soll methodisch nach be-
stimmten Grundsätzen dociert und dieser Forderung bei Auf-
stellung des Lehrplans Rechnung getragen werden" (Jannasch).
Aus diesem Grunde ist auch die oft empfohlene „historische"
Methode nicht ohne weiteres gut zu heißen, schon weil 1. der
Geschichtsunterricht für die geforderte Ausdehnung keinen Raum
hat, 2. aber, weil den Schülern damit trotzdem keine Volks-
wirtschaftslehre oder Gesetzeskunde geboten wird, so wie es bei-
spielsweise auch keine Geographie ist, wenn der Schüler in der
Geschichtsstunde jeden Schauplatz wichtiger Begebenheiten mit
Hilfe der Karte sich einprägt, ja selbst auf den Zusammenhang
zwischen dem Leben der Völker und der physischen Beschaffenheit
ihrer Wohnsitze hingewiesen wird?) In den vorerwähnten
Schulgatlungen ist eine lehrplanmäßige Einführung entschieden
geboten.
3.
Eine weitere Frage wäre die, soll der Unterricht in
Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre syste-
matisch vereinigt oder getrennt erteilt werden?
Bisher hat man beide Disziplinen vollständig geschieden; dies
kam daher, weil die Verfaffer einschlägiger Schriften sich immer *)
*) Noch ein Beispiel: Wir werden im historischen Unterrichte einer
höheren Schule gern beim Perikleischen, Augusteischen, Medieeischen Zeit-
alter verweile, ; wir werden von Phidias und Sophokles, von Horaz und
dem Pantheon, von Einhard und Ekkehard, von Walter von der Vogel-
weide und Dante, von der Alhambra und der Peterskirche, von der Marien-
burg und dem Heidelberger Schlöffe, von Shakespeare und Moliöre, von
dem deutschen Kunstgewcrbe vor dem dreißigjährigen Kriege, von Rubens
und Rembrandt, kurz von Dichtungen, Bauten und Bildern zu reden uns
veranlaßt sehen, vermeinen wir aber damit den Schülern eine Geschichte
der Kunst zu geben oder ihnen die Litteraturgeschichte zu ersetzen? Sicher-
lich nicht. Und hier gilt ein gleiches.