1894 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Mittenzwey, Louis
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule, Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13, Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Aufgaben der Familie — Gefahren für das Familienleben. 7
Reichtum und Habe. „Heilig sei dir des Nächsten Familienglück"
< 6. Geb.), ruft der Herr vom Sinai uns früher zu, als „Heilig
sei dir des nächsten Eigentum" (7. Geb.).
4. Aufgaben der Familie. Die Familie ist durch das
Ausschließen des eigenen Ichs die wichtigste Heimstätte der Moral
und des Edelsinns; nichts anderes vermag sie zu ersetzen. Alles,
was Menschen aneinander binden kann, bindet die Mitglieder
der Familie an einander; sie haben gemeinsame Sprache und
gemeinsame Sitte, Heimat und Wohnsitz, Eigentümlichkeiten der
körperlichen und geistigen Beschaffenheit, Ehre, Vermögen rc. Der
Familienangehörige tritt aus der Familie erst aus, wenn er eine
eigene Familie gründet, aber auch dann noch soll er ihr Treue
bewahren. — Aufgabe des Familienvaters: „Der Mann muß
hinaus ins feindliche Leben." — Die Frau als Gattin, Hausfrau
und Mutter „Und drinnen waltet —". Zum Familienglück ge-
hören auch gut geratene Kinder. Gute Gewöhnung ist gute
Erziehung. — Pflichten der Kinder gegen die Eltern. 4. Gebot.
Die Eltern haben auch Pflichten; sie sollen ihre Kinder zu brauch-
baren Menschen erziehen. — In der Familie leben auch oft Dienstboten,
welche auf das Familienglück förderlich oder hinderlich einwirken. Pflichten
der Dienstboten gegen die Herrschaft: Gehorsam, Ehrerbietung, Ehrlichkeit,
Treue, Genügsamkeit, Verschwiegenheit. Pflichten der Herrschaft gegen die
Dienstboten: Gute Behandlung, Nachsicht bei kleineren Versehen, ausreichende
Kost, Überwachung des Umganges, Sorgen für das leibliche und geistige
Wohl (Zeit geben zum Besuch des Gotteshauses).
Und weh der Herrschaft, die die Lade
Der Dienenden nicht überwacht;
Vom Mädchen, die im Flitterstaate
Kaum an das Nützliche gedacht,
Die Sucht der Mode schweigend duldet,
Ihr äußer'n Putz wohl gar befiehlt,
Sie hat den Leichtsinn mit verschuldet.
Der in des Mädchens Herz sich stiehlt. (Weise.)
Bei einem Volke, dem der Familiensinn, der Zusammenhalt
Wischen Ehegatten, zwischen Eltern und Kindern und zwischen
den Geschwistern fehlt, da sind auch alle anderen Verhältniße faul.
5. Gefahren für das Familienleben. Viele bleiben unver-
heiratet, zumal in großen Städten. Ursachen: Bequemlichkeit
des Wirtshauslebens, feines Garyonleben; auf den „Schlafherrn"