1894 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Mittenzwey, Louis
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule, Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13, Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
8 Vom Zusammenleben der Menschen — Die Familie.
wird oft mehr Rücksicht genommen, als auf den Ehemann.
Frauen- und Kinderarbeit in den Fabriken ist dem Familienleben
ebenfalls ungünstig. — Das ausgeprägte Kneipenleben vieler
Männer (neuerdings laufen auch die Frauen mit), Modethorheiten
der Frau, kostspielige und dabei oft wenig nahrhafte Küche
(Unkenntnis vom Nährwert der Speisen), ungenügende Instand-
haltung der Kleider und Wäsche, Unsauberkeit in der Wohnung
u. s. w. Alles dies schadet dem Familienleben ganz gewaltig.
In vielen Familien ist Zwietracht, weil man nicht auskommt.
Wo der Mangel zur Thür hineintritt, fliegt das Wohlleben zum
Fenster hinaus. Die Ausgaben dürfen die Einnahmen nicht
ganz verschlingen; ein „Not- und Ehrenpfennig" soll übrig
bleiben. „Spare in der Zeit (bei gutem Verdienst), so hast Du
in der Not." — Leichtsinniges Schließen der Ehen, zumal infolge
zu großer Jugend. „Drum prüfe, wer sich ewig bindet" —
6. Förderung und Kräftigung des Familienlebens: Für-
sorge der Bau- und Gesundheitspolizei. Sparkassen, Lebensver-
sicherungen sorgen für Erhaltung des Familienvermögens. So-
zialpolitische Gesetzgebung (Krankenkassen, Unfall- und Altersver-
sorgung). Bei mangelhafter Familienerziehung sucht die Schule
hilfreich einzutreten. Verbeflerung des Vormundschaftswesens,
des Erbrechts rc. — Erziehung zur Einfachheit und Gottesfurcht,
7. Gesetzliche Bestimmungen. Der allein lebende Mensch
(auf einer unbewohnten Insel) hat kein Recht und Gesetz, nach
dem er sich zu richten braucht; der Fisch im Wasser ist sein,
deshalb bratet er ihn, der Baum im Walde ist sein, darum
baut er seine Hütte daraus, die Ziege am Felsen ist sein, also
melkt er sie. Aber sobald mehrere da sind, dann heißt es
gleich: Wer fängt den Fisch und wer ißt ihn? Wer fällt den
Baum und wer wohnt im Hause? Wer melkt die Ziege und
wer trinkt die Milch? Kurzum, die Selbstsucht jedes einzelnen
kommt in Zwiespalt mit der Selbstsucht aller übrigen. Da
bilden sich nun Rechte aus. Auch in der Familie giebt es solche.
In der Familie hat der Hausvater die größte Kraft und daher
auch das größte Ansehen; die Kinder und alle schwächeren Haus-
genoffen müssen ihm gehorchen. — Erzväter. — Früher war die
Frau die Sklavin des Mannes, deshalb steht Moses groß da, wenn