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1894 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Mittenzwey, Louis
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule, Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13, Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
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Das Gewerbe.
ist. Früher gab es nur Handwerker, keine Fabriken; gegen-
wärtig giebt es zwei Hauptformen des Betriebes, das eigent-
liche Handwerk (das Gewerbe — der Gewerke und nur
von diesem soll in dieser Stunde die Rede sein) und die Fa-
brikation (die Industrie, davon in Lektion 22).
Das Handwerk war in Zünfte gegliedert; sie waren
Vereinigungen der Handwerksgenosien zum Schutze und Beistand
der Zunftgenosien und zur Blüte des Gewerbes. Jedes Hand-
werk bildete eine Zunft, die in Meister, Gesellen und Lehrlinge
streng geteilt war. Jede Zunft hatte eigene Bestimmungen über
das Recht zum Gewerbebetriebe, über die Aufnahme neuer Mit-
glieder (Aufdingen und Lossprechen), über die Zahl der Gesellen
und Lehrlinge, über Lehrzeit und Arbeitszeit. Ohne Zustimmung
der Zunft konnte niemand Gewerbetreibender werden. Die Zünfte
stellten jedoch, besonders später, als sie mächtiger wurden, auch
häufig das Verlangen nach besonderen politischen Rechten sowie
nach der Teilnahme an der Stadtverwaltung rc.. daraus er-
wuchsen mancherlei Reibungen zwischen ihnen und besonders dem
städtischen Adel.
Heutzutage sind die Zünfte veraltet; ein ganz anderes Wesen
herrscht im Gewerbebetriebe. Als die Dampfmaschine in die
Industrie eingeführt wurde, folgten Schlag auf Schlag große
gewerbliche Neuerungen. Mechanik und Chemie drangen ein, die
Produktion wurde eine schnellere und umfangreichere. Man griff
nach Rohstoffen, die in fernen Ländern erzeugt und in ganzen
Schiffsladungen rasch (infolge der Dampfkraft) herbeigeschafft
wurden; man arbeitete nicht mehr für die Kunden oder für die
Stadt und deren Umgebung, sondern für den Weltmarkt. Große
Kapitalien wurden nötig (Aktienunternehmungen — Genoffen-
schaftswesen) , und so kam es, daß man auch den Kredit viel
stärker in Anspruch nahm als früher (vergl. auch Lekt. 29).
Bei diesen Zuständen konnte das alte Zunftwesen nicht mehr
bestehen, es mußte dem allgemeinen Verlangen nach Gewerbe-
freiheit weichen.
Vergleiche altes und neues Gewerbe! Wer beschäftigte sich
im Altertum mit demselben? — Nach welcher Zeit kann erst
von einem Aufblühen des Gewerbes die Rede sein? — Wie