1910 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Bodesohn, August
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13, Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen, ISCED 5 – Tertiärbereich
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Sinnen nur darauf gerichtet, einzig seinen Lohn zu verbessern,
sucht er durch vertragswidrige Arbeitseinstellungen den Arbeit-
geber zu zwingen, den Lohn unverhältnismäßig in die Höhe zu
schrauben, so wird auf der einen Seite das Fabrikat sehr ver-
teuert, . aus der andern kann eine Einschränkung, wenn nicht gar
eine Einstellung der Fabrikation dadurch hervorgerufen werden,
und damit ein bedeutender Schaden für die Gesamtheit, für das
Staatsleben.
^ Jeder Beruf arbeitet für sich, aber auch für das Ganze.
Diese Grenzen müssen in richtigem Maße innegehalten werden,
so daß das Staatswesen gefördert wird.
Auch die Rentiers, welche von ihren Zinsen leben, ohne be-
sondere berufliche Beschäftigung, können dem Gemeinde- und
Staatsleben recht sehr förderlich sein dadurch, daß sie ihre freie
Zeit und unabhängige wirtschaftliche Stellung im Dienst und
Nutzen der Gemeinde und des Staates verwerten, indem sie ge-
eignete Ehrenämter annehmen und im Interesse aller verwalten.
Der größte Feind des Gemeinsinns ist der Eigennutz oder
die Selbstsucht. Jeder Bürger, der aus selbstsüchtigen Gründen
versäumt, die Gelegenheit zur Förderung des Staates zu benutzen,
ist ein unnützes Glied der Gesellschaft. Auch der Beamte kann
außer seiner amtlichen Tätigkeit noch recht viel im gemeinnützigen
Interesse wirken.
Ziehen die Bürger ihren eigenen Nutzen dem allgemeinen
vor, oder sehen sie in Gleichgültigkeit dem Leben und Treiben
zu, ohne zu helfen, so muß ein solches Staatswesen verkümmern,
zuletzt untergehen.
„Der Bürger, der in Gleichgültigkeit gegen die Auf-
gaben des Staates sich von den Staatsangelegenheiten
fern hält und nur an seine eigenen denkt und nichts tut,
was zur Erhaltung und Stärkung der staatlichen Ge-
meinschaft beitragen kann, ladet eine schwere Schuld
auf sich."
Glücklich ist der Staat, dessen Bürger ihrer Pflichten stets
eingedenk sind und dieselben in vollem Umfange erfüllen.
Darum hat Gustav Freytag recht, wenn er sagt: „Dein
Volk hat dir vieles gegeben, es verlangt dafür ebensoviel von
dir. Es hat dir den Leib behütet, den Geist geformt, es fordert
auch deinen Leib und Geist für sich. Wie frei du als einzelner
die Flügel regst, diesem Gläubiger bist du für den Gebrauch
dieser Freiheit verantwortlich."
Nach Marinowski und Frommet: Bürgerrecht und Bürgertugend.
B.: Unser Vaterland.
21. Die Glieder des Leibes.
„Was brauchen wir die Vornehmen und Reichen (die Patrizier)
die uns so gewaltsam drücken? Sie sollen merken, wie sehr sie