Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Staats- und Bürgerkunde - S. 206

1910 - Wittenberg : Herrosé
206 nisse das erforderliche Betriebskapital auf dem Wege des Personal- kredits zugeführt werden. Die Gründung der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse war ein sehr wichtiger und folgenschwerer Schritt; denn dadurch wurde die ganze Genossenschaftsbewegung auf eine sichere Grundlage gestellt. Die Kasse ist nicht nur Geldausgleichsstelle. Sie ver- mittelt den ihr angeschlossenen kleingewerblichen Kreisen den Zu- tritt zum allgemeinen Geldmarkt. Zahlen beweisen. Die Entwicklung des Umsatzes zeigt am besten den Segen. Im ersten Jahre ihres Bestehens betrug die Gesamtzahl aller mit ihr im Verkehr stehenden Institute und Einzelpersonen 48. Im Jahre 1906 waren es 53 Verbandskassen und Vereinigungen eingetragener Erwerbs- und Wirtschaftsgenossen- schaften, 8 landschaftliche Darlehnskassen, 6 von Provinzen er- richtete Institute, 429 öffentliche Spar- und Kommunalkassen, 359 einzelne Genossenschaften, Firmen, Personen usw., sowie 164 öffentliche Kassen verschiedener Art. In den 53 Verbandskassen waren 14 633 Genossenschaften mit 1439189 Mitgliedern; 20 Verbandskassen mit 445 Genossen- schaften und 109 008 Mitgliedern waren städtische, 33 Kassen mit 14188 Genossenschaften und 1 330181 Mitgliedern waren ländlich. 2m Jahre 1906 wurden gewährt: Kredit in laufender Rechnung 28 Millionen, Wechselkredit 47 Millionen, andere, auf besondere Sicherheit gegebene Kredite 11 Millionen, rund 86 Millionen. Reben dem vom Staate gewährten Grundkapital hat die Kasse jetzt schon einen Reservefonds von 4 Millionen Mark an- gesammelt. (Rach Dr. Lindecke.) Ist bis jetzt auch erst ein Bruchteil der Handwerkerschaft genossenschaftlich organisiert, so ist doch nach diesen Anfängen unter der staatlichen Leitung und Mithilfe zu hoffen, daß die Zeit nicht mehr allzufern sein wird, in welcher das gesamte Ge- werbe sich genossenschaftlich zusammentut zur Förderung seines wirtschaftlichen Gedeihens. Ebenso hoch als dieser materielle Gewinn ist aber auch der ethische oder moralische anzuschlagen. Der Konkurrenzneid wird mehr zurück- gedrängt, die Gewerbtreibenden lernen sich gegenseitig als Kollegen, Genossen gleichen Strebens achten und ehren, und sie lernen gemein- sam für ihre gemeinsamen Interessen eintreten, alle für einen und einer für alle. Dadurch, daß der Gewerbetreibende durch die Ge- nossenschaft gezwungen wird, seine Verpflichtungen bar zu zahlen, bekommt auch er bessere Übersicht über seine wirtschaftlichen Verhält- nisse. Er wird zur Ordnung in seinem Geschäfte erzogen. Die Genossenschaft erweist sich als eine Schule der Erziehung. Sie bringt in den Handel und das Gewerbe ihrer Mitglieder Gerechtigkeit, Billigkeit und Ordnung. Der Staat tritt für sie mit ein, das erhöht ihr Bewußtsein, daß auch sie vollgültige Bürger des Staates sind, die an seinem Wohle mitzuarbeiten haben. Sie werden zu der Überzeugung kommen, daß
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer