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1. Staats- und Bürgerkunde - S. 222

1910 - Wittenberg : Herrosé
222 Prägstellen wurden „Heckenmünzen" genannt. In ihnen fand eine planmäßige Verschlechterung des Geldes statt. Nach der Berechtigung des Münzers wurde nicht gefragt, wer mit Feuer und Eisen umzugehen wußte, verdang sich zu solchem Werke. Auf den vorgeschriebenen Feingehalt und das Gewicht des Geldes ward wenig Rücksicht genommen, es ward mit falschen Stempeln geprägt und auf leichte Münzen das Bild des Landesherrn und die Jahreszahl aus einer besseren Zeit geschlagen, ja es wurden in wirklicher Falschmünzerei die Stempel fremder Münzen nach- gestochen. Den neugeprägten Münzen ward dann durch Weinstein oder Lotwasser der neue Glanz genommen. Alles geschah unter dem Schutze des Landesherrn. So war es überdies schon vor dem Jahre 1618. Die kleinen wie die großen Landesherren brauchten Geld und wieder Geld. Da fingen einige Reichsfürsten an, die Arbeiten der verrufensten Heckenmünzer zu übertreffen. Sie ließen statt von Silber in einer schlechten Mischung von Silber und Kupfer schwere und leichte Landesmünzen schlagen. Bald wurde versilbertes Tupfer daraus. Zuletzt schlug man z. B. in Leipzig das kleine Geld gar- nicht mehr von Tupfer, das man höher verwerten konnte, sondern die Stadt gab statt dessen eckiges Blech mit einem Stempel aus. Wie eine Pest griff diese Entdeckung, Geld ohne große kosten zu machen, um sich. Hundert neue Münzen wurden errichtet. Wo ein verfallener Turm für Schmiede und Blasebalg fest genug schien, wo Holz zum Brennen vollauf und eine Straße war, das gute Geld zur Münze hinein- und schlechtes hinauszufahren, da nistete sich eine Bande Münzer ein. Kurfürsten und Herren, geistliche Stifter und Städte wetteiferten miteinander, aus Kupfer Geld zu machen. Auch das Volk wurde angesteckt. Seit Jahrhunderten hatten Goldmacherkunst und Schatzgräberei die Phantasie des Volkes beschäftigt; jetzt schien die glückliche Zeit gekommen zu sein, wo jeder Fischtiegel sich auf der Wage des Münzers in Silber ver- wandeln konnte. Es begann ein tolles Geldmachen. Alle Welt legte sich auf Geldhandel. Der Kaufmann machte Geldgeschäfte mit dem Handwerker, der Handwerker mit dem Bauer. Ein all- gemeines Umherlungern, Schachern und Übervorteilen riß ein. Der moderne Schwindel mit Aktien und Börsenpapieren gibt nur eine schwache Vorstellung von dem Treiben der damaligen Zeit. Gustav Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit. 89. Vertreter des Geldes. Die Vertreter des Geldes oder seine Ersatzmittel sind Kredit- papiere. Sie führen von der reinen Geldwirtschaft zur Kredit- wirtschaft hinüber. Ihre Bedeutung ist in den Staaten mit blühender Volkswirtschaft ungeheuer. Sie haben den Umsatz des baren Geldes weit überflügelt.
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