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1910 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Bodesohn, August
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13, Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen, ISCED 5 – Tertiärbereich
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Prägstellen wurden „Heckenmünzen" genannt. In ihnen fand
eine planmäßige Verschlechterung des Geldes statt. Nach der
Berechtigung des Münzers wurde nicht gefragt, wer mit Feuer
und Eisen umzugehen wußte, verdang sich zu solchem Werke.
Auf den vorgeschriebenen Feingehalt und das Gewicht des Geldes
ward wenig Rücksicht genommen, es ward mit falschen Stempeln
geprägt und auf leichte Münzen das Bild des Landesherrn und
die Jahreszahl aus einer besseren Zeit geschlagen, ja es wurden
in wirklicher Falschmünzerei die Stempel fremder Münzen nach-
gestochen. Den neugeprägten Münzen ward dann durch Weinstein
oder Lotwasser der neue Glanz genommen. Alles geschah unter
dem Schutze des Landesherrn.
So war es überdies schon vor dem Jahre 1618. Die kleinen
wie die großen Landesherren brauchten Geld und wieder Geld.
Da fingen einige Reichsfürsten an, die Arbeiten der verrufensten
Heckenmünzer zu übertreffen. Sie ließen statt von Silber in
einer schlechten Mischung von Silber und Kupfer schwere und
leichte Landesmünzen schlagen. Bald wurde versilbertes Tupfer
daraus. Zuletzt schlug man z. B. in Leipzig das kleine Geld gar-
nicht mehr von Tupfer, das man höher verwerten konnte, sondern
die Stadt gab statt dessen eckiges Blech mit einem Stempel aus.
Wie eine Pest griff diese Entdeckung, Geld ohne große kosten zu
machen, um sich. Hundert neue Münzen wurden errichtet. Wo ein
verfallener Turm für Schmiede und Blasebalg fest genug schien,
wo Holz zum Brennen vollauf und eine Straße war, das gute Geld
zur Münze hinein- und schlechtes hinauszufahren, da nistete sich
eine Bande Münzer ein. Kurfürsten und Herren, geistliche Stifter
und Städte wetteiferten miteinander, aus Kupfer Geld zu machen.
Auch das Volk wurde angesteckt. Seit Jahrhunderten hatten
Goldmacherkunst und Schatzgräberei die Phantasie des Volkes
beschäftigt; jetzt schien die glückliche Zeit gekommen zu sein, wo
jeder Fischtiegel sich auf der Wage des Münzers in Silber ver-
wandeln konnte. Es begann ein tolles Geldmachen. Alle Welt
legte sich auf Geldhandel. Der Kaufmann machte Geldgeschäfte
mit dem Handwerker, der Handwerker mit dem Bauer. Ein all-
gemeines Umherlungern, Schachern und Übervorteilen riß ein.
Der moderne Schwindel mit Aktien und Börsenpapieren gibt nur
eine schwache Vorstellung von dem Treiben der damaligen Zeit.
Gustav Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit.
89. Vertreter des Geldes.
Die Vertreter des Geldes oder seine Ersatzmittel sind Kredit-
papiere. Sie führen von der reinen Geldwirtschaft zur Kredit-
wirtschaft hinüber. Ihre Bedeutung ist in den Staaten mit
blühender Volkswirtschaft ungeheuer. Sie haben den Umsatz des
baren Geldes weit überflügelt.