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1. Staats- und Bürgerkunde - S. 312

1910 - Wittenberg : Herrosé
stand nicht auf deutschem Boden. Vielmehr erwuchs der Flachs, aus dem sie einst gewonnen, wahrscheinlich auf Rußlands Gefilden. Von dort aber wurde er zur Uüste befördert und alsdann nach den deutschen Ostseehäfen verfrachtet. Es zeigt sich hierbei die bemerkenswerte Tatsache, der wir auch weiterhin noch begegnen werden, daß selbst dort, wo der Versand zu Lande offen steht, der Seeweg bevorzugt wird; das Meer ist weitaus die billigste Fahrstraße. Reichlich '% Million Zentner Flachs langte 1900 aus Rußland in Deutschland an und mußte mit 28% Millionen Mark bezahlt werden. Doch nun schnell in die Sachen! Baumwollhemd, Stiefel und Tuchrock her; denn die Arbeit erwartet uns. Wie wir in- dessen das baumwollene Hemd ergreifen, stutzen wir schon wieder; es ist, als sollten wir heute mit unseren Gedanken in wenigen Minuten den gesamten Erdball durcheilen. Baumwolle, — welch eine machtvolle Rolle spielt nicht in unserem Leben dies ausländische Gewächs! Zahlen reden hier eine gewaltige Sprache. Rund 314000 k (jede Tonne zu 20 Zentnern) Baumwolle im Werte von 320 Millionen Mark wurden 1900 in Deutschland ein- geführt, dazu noch 3500 t roher, dichter Gewebe für 11% Millionen Mark und 20000 t Baumwollengarn für 63 Millionen Mark. Der Umfang de^ Einfuhr spricht für ein außerordentlich reges Bedürfnis, und es ist ohne weiteres klar, daß ein jähes Aufhören der Baumwolleneinfuhr zu den allerbedenklichsten Stockungen Anlaß geben müßte. Das Haupterzeugungsland der rohen Baum- wolle sind die Südstaaten der nordamerikanischen Union. Von dort aus werden jahraus, jahrein gewaltige Ballenmassen des köstlichen Gutes über die wogende Meeresfläche des Atlantischen Ozeans auf flinken Schiffen nach Europas Gestaden gebracht. Deutschland brauchte im Jahre 1900 rund 256000 t nordamerikanischer Baum- wolle im Werte von 259 Millionen Mark. Allein, so hören wir jemand einwerfen, wozu bedarf es über- haupt der fernher geholten Baumwolle für unsere Uleidung? Laßt uns neben der Leinwand die Wolle gebrauchen, die noch von den Schafherden der Heimat gewiß in Hülle und Fülle ge- liefert wird! Ja, guter Freund, da bist du sehr auf dem Holz- wege und kommst gewissermaßen vom Regen in die Traufe. Um den schwankenden Schiffsbalken und den trügerischen Meereswogen zu entgehen, flüchtest du dich von der Baumwolle zur Wolle, aber es nützt dir nichts. Zehn gegen eins ist zu wetten, daß die Wolle deines Tuchrockes auch jenseits des Ozeans ihren Ursprung hat. Die deutsche Wollgewinnung stellt nur noch einen kleinen Bruch- teil des heimischen Bedarfs dar. Unsere Schafherden sind, weil die ausländische Wolle billiger ist, gewaltig zusammengeschmolzen. Die heimische Schafzucht dient heute in der Hauptsache dazu, Fleischschafe hervorzubringen. Da müssen die Pampas Argen- tiniens und die weiten Flächen Australiens aushelfen, auf denen Herde sich an Herde reiht. Wir kommen auch zu diesem ungemein
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