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1. Staats- und Bürgerkunde - S. 313

1910 - Wittenberg : Herrosé
313 wichtigen Rohstoffe nun einmal nicht ohne den überseeischen Bezug, nicht ohne Welthandel und Weltverkehr. Deutschlands Gesamt- einfuhr an Wolle betrug 1900 in runder Zahl 140000 t und hatte einen Wert von 262 Millionen Mark; Argentinien mit 62 000 t im Werte von 91 Millionen Mark und Australien mit 41000 k im Werte von 84 Millionen Mark waren unsere Haupt- lieferer. Also der fernste Westen wie der fernste Osten mußten beisteuern, damit wir Deutschen uns kleiden konnten. Wir sind nun angekleidet und wollen noch schnell, bevor wir den Weg zu unserer Arbeitsstätte antreten, unser Frühstück nehmen. Worin mag dasselbe wohl bestehen? Nun, in einer- frischen Semmel, die wir, da der Arbeitsverdienst nicht gerade besonders hoch ist, mit Fett oder Schur alz anstatt mit Butter- schmieren wollen, und in einem Täßchen Kaffee. Wer ahnt es wohl auf den ersten Blick, daß wir zu diesem so einfachen Nahrungs- aufwande gleichwohl der Hilfe verschiedener Länder und des See- verkehrs bedürfen? Und dennoch ist es so. Die Semmel besteht aus Weizen, und Weizen vermag Deutschland heute auch nicht annähernd in dem durch das Bedürfnis der Bevölkerung geforderten Maße zu erzeugen. Infolgedessen tritt die Einfuhr helfend ein, eine Einfuhr, die bereits gewaltige Ziffern aufweist und 1900 sich auf rund 1300000 t im Werte von über 171 Millionen Mark bezifferte, wogegen die geringe Ausfuhr an Weizen gar nicht ins Gewicht fällt. Das Haupteinfuhrland ist Rußland, nächst dem Nordamerika. Aber selbst der russische Weizen kam zumeist auf dem Seewege zu uns. Vielleicht ist auch auf diesem Wege das Schmalz, mit dem wir unsere Semmel streichen, zu uns gelangt. Denn für 88 Millionen Mark mußte Deutschland im Jahre 1900 an Schmalz und schmalzartigen Fetten zur Ergänzung unseres eigenen Vorrats hauptsächlich aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika ein- führen. Man bedenke einmal, wie viele Menschen in Deutschland, denen der Genuß der Butter als ständigen Nahrungsmittels ver- sagt ist, auch auf den von Schmalz oder Margarine hätten ver- zichten müssen, falls die Ergänzungsmöglichkeit des heimischen Schmalzquantums mittels des Seeverkehrs nicht vorhanden gewesen wäre! Daß unter solchen Umständen auch der Genuß des er- wähnten Täßchens Kaffee hätte unterbleiben müssen, ist selbstver- ständlich; denn der Kaffee ist ein tropisches Erzeugnis, mit dem uns gegenwärtig neben zahlreichen anderen Tropenländern vor allem das ferne Brasilien versorgt. Zahlen beweisen, und sie sagen aus, daß allein in dem genannten Jahre 161 000 t Kaffee für 156 Millionen Mark in deutschen Häfen gelöscht wurden. Das zeigt doch deutlich, daß wir es im Kaffee schon mit einem allgemein verbreiteten, ungemein beliebten und kaum noch zu ent- behrenden Genußmittel zu tun haben. Nach eingenommenem Frühstück eilen wir zur Arbeit. Erst die Frühstückspause mahnt uns von neuem an unsere leiblichen Bedürfnisse. Wir greifen in die Tasche lind entnehmen ihr das
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