1910 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Bodesohn, August
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13, Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen, ISCED 5 – Tertiärbereich
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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in die Lage versetzt wird, hoffentlich noch in diesem Jahre meinem
Lande diesen Nutzen zuteil werden zu lassen."
B.: Bedeutung der Ströme für den Verkehr des Kaiser Wilhelm Kanal.
123. Bevölkerungszuwachs, Welthandel,
Weltmacht.
Die Bevölkerung Deutschlands, die von 45.2 Millionen im
Jahre 1882 aus 61,7 Millionen im Jahre 1907 gestiegen ist, und
daher in 25 Jahren eine Vermehrung um fast die Hälfte erfahren
hat, ist für unsere innere Entwicklung und die Zusammensetzung
der Verufsstände Deutschlands von eingreifendster Bedeutung ge-
wesen. Sie erfordert, da diese Bevölkerungszunahme, die gegen-
wärtig jährlich rund l Million Köpfe beträgt, noch lange nicht ab-
geschlossen ist, die aufmerksamste Beachtung der Politiker. Da die
landwirtschaftlich bebaubare Flüche nicht wesentlich vermehrt wer-
den kann, so nutzte der Hauptteil des Bevölkerungszuwachses
Unterkunft in der Industrie finden, die überdies eine derartige
Anziehungskraft auf die arbeitende Bevölkerung Deutschlands
ausgeübt hat. daß die in der Landwirtschaft tätigen Arbeiter an
Zahl nicht nur stehengeblieben, sondern sogar dauernd zurück-
gegangen sind und in der Landwirtschaft, trotz der außerordent-
lich starken Vevölkerungszunahme Deutschlands, ein Arbeiter-
mangel herrscht, der eine starke Einfuhr von fremden Arbeits-
kräften zur Folge hat. Allein in den Jahren 1882—95 ist die Kopf-
zahl der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung von 5,9 auf
5,6 Millionen zurückgegangen, während gleichzeitig die Zahl der
in der Industrie tätigen von 4,1 auf 6 Millionen gestiegen war
und gegenwärtig mindestens 8 Millionen beträgt.
Diese Bevölkerungszunahme hat eine entsprechende Ver-
mehrung unseres Handels zur Folge gehabt, und zwar ist unsere
Ausfuhr von 3.2 Milliarden im Jahre 1888 auf mehr als das
Doppelte, auf 6,9 Milliarden Mk., im Jahre 1909 und die Einfuhr
in derselben Zeit von 3.3 auf 8,7 Milliarden, also weit mehr als
das 2vofache gestiegen. Mit seinem Eesamthandel von 15,6 Mil-
liarden steht Deutschland in der Mitte zwischen Großbritannien,
dessen Eesamthandel 20 Milliarden Mk. beträgt, und den Ber-
einigten Staaten von Amerika, dessen Gesamthandel 12,6 Mil-
liarden beträgt. Bon allen großen Kulturländern weist der
deutsche Handel in den letzten Jahrzehnten die größte Steigerung
auf. und zwar ist der Anteil Deutschlands am Welthandel von
10,3 o/o im Jahre 1886 auf 12 o/o im Jahre 1905 gestiegen, während
in derselben Zeit der Anteil der Vereinigten Staaten von Amerika
nur von 9.1 auf 9,8"/,, gestiegen ist, der Englands dagegen von
20.8 auf 17,6 und der Frankreichs von 12,5 auf 8,8 % gefallen ist.
Die Vermehrung und die damit verbundenen Verschiebungen
in der Berufstätigkeit des deutschen Volkes haben auch bemerkens-