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1. Staats- und Bürgerkunde - S. 331

1910 - Wittenberg : Herrosé
dem Auslande einzunehmen, müssen wir mehr als 1 Milliarde Mk. jährlich nur für Nahrungsmittel an das Ausland zahlen. Für Bekleidung ist es nicht viel weniger, 1907 wurden für Schafwolle 400 Mill. Akk. und für Baumwolle 551 Mill. Mk. an das Ausland gegeben. — So ist es fast auf allen Gebieten. Unser Vaterland genügt bei weitem nicht mehr, alle die mannigfachen Stoffe hervorzubringen, die seinen Bewohnern zur Ernährung. Kleidung. Beleuchtung usw. dienen. Wenn das der Fall sein sollte, so müßte das Deutsche Reich zwei- bis dreimal so groß sein. Aus fast allen Ländern der Erde beziehen wir die Stoffe. Wir bezahlen sie mit Gütern, die durch menschliche Arbeit zum Teil oder völlig für den Gebrauch hergerichtet sind. Unsere In- dustrie, die sich in den letzten 40 Jahren so ungeheuer entwickelt hat, versorgt nicht nur den Markt mit ihren Fabrikaten, sondern schickt noch für etwa 1 Milliarde hinaus. In der Eisen- und Zucker- industrie steht Deutschland auf eigenen Füßen. Sie hat Rohstoffe und Arbeit im eigenen Lande. In anderen Industriezweigen be- zieht es die Rohstoffe aus der Fremde, und arbeitet sie um und schickt die Fabrikate in das Ausland. Ein- und Ausfuhr sind also die Lebensquellen, um welche sich unser wirtschaftliches Leben dreht. Wer Deutschland die Einfuhr beschränken oder gar abschneiden könnte, würde Mangel an Lebens- mitteln und Hungersnot erzeugen, Hunderte von Fabriken und Millionen von Arbeitern brotlos machen. Dieselbe Wirkung hätte es, wenn man unseren Waren den Weltmarkt verschließen könnte, und uns damit der Mittel zur Be- zahlung der ausländischen Rohstoffe beraubte. Ein kluger Fran- zose hat gesagt: „Das Deutschland von heute muß entweder über See verkaufen oder untergehen." Der Mann hat Recht. Die anderen Länder bedürfen unserer nicht so wie wir ihrer. Für uns kommen in der Hauptsache drei Länder in Frage, Ruß- land. England und die Vereinigten Staaten. Rußland hat gute Landwirtschaft, aber bis jetzt wenig ent- wickelte Industrie. Wir beziehen Getreide, Holz, Pelzwerk von ihnen und zahlen es mit Industriewaren. Für Jahrzehnte wird es wohl so bleiben, aber auch dort entwickelt sich jetzt eine eigene Industrie, die den eigenen Bedarf deckt. Unsicherer noch ist es bei England. Dieses Land ist der älteste Industriestaat und beherrschte früher mit seinen Fabrikaten die Welt allein, dann trat Deutschland als Konkurrent auf. Da ver- fügten die Engländer, jedes Erzeugnis solle das Zeichen seines Ursprungslandes tragen, um die Käufer abzuschrecken. Auf jedem Stück aus Deutschland stand „Made in Gennany“. Das wurde aber bald Ehrenzeichen, und unsere deutsche Industrie eroberte einen Markt nach dem anderen, von dem sie die Engländer ver- drängte. Diese rufen nun zu einem großen Teile nach hohen Ein- fuhrzöllen auf die deutschen Waren Wenn sich auch England vor> läufig noch ins eigene Fleisch schneidet, denn wir beziehen von
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