1910 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Bodesohn, August
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13, Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen, ISCED 5 – Tertiärbereich
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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die eigene Einnahmensumme von 14 Millionen des Jahres 1903
auf 17 des Jahres 1906 und 20 des Jahres 1907 gesteigert.
111.
Und damit kommt der dritte Gesichtspunkt wirtschaftlicher
Würdigung der Kolonien zur Geltung, nämlich der, daß d i e
Kolonien auch Abnehmer werden für die in-
dù st r i e l l e n Erzeugnisse des M u t t e r l a n d e s , wie
dieses es ist für die landwirtschaftlichen und bergbaulichen Er-
zeugnisse seiner Kolonien. Die Wichtigkeit dieses Gesichtspunktes
tritt klar hervor, wenn man in Betracht zieht, daß die außerordent-
lich entwickelte Industrie des Deutschen Reiches notwendig auf den
Export angewiesen ist: wird ihr dieser unterbunden, so ist sie dem
Ruin und sind Hunderttausende von Arbeitern der Brotlosigkeit
überantwortet.
Im Konkurrenzkämpfe mit den übrigen europäischen Ländern,
sowie den Bereinigten Staaten von Nordamerika bezüglich des
Absatzes ihrer Erzeugnisse nach dem Auslande wird das Absatz-
gebiet immer kleiner, nachdem Länder, wie Japan und Indien,
welche bisher die besten Abnehmer von Jndustrieerzeugnissen von
Europa waren, sich anschicken, zunächst den eigenen Bedarf aus
eigener Arbeit zu decken, und England und Frankreich mit ihren
großen Kolonien Abkommen auf gegenseitige Bevorzugung ihrer
Erzeugnisse getroffen haben. Es ist eine Existenzfrage für das
Deutsche Reich zu nennen, sich einen Markt zu sichern, welcher ein
sicheres Absatzgebiet für einen ansehnlichen Teil seiner industriellen
Erzeugnisse zu werden vermag, und dieser Markt liegt in seinen
Kolonien.
Erforderlich hierzu ist aber, daß wir die Bevölkerung der
Kolonien, die weit unter dem Stande der wirklichen Ernährungs-
fühigkeit ist, der Zahl und Bildungsstufe nach heben, daß wir sie
schaffend und kaufkräftig machen, und daß wir ihre Lebenshaltung
auf eine höhere Stufe bringen.
Was die Zahl der Bevölkerung anbelangt, so befindet sich die
Besiedelung mit Weißen noch in ihren Anfängen, die eingeborene
ist aber durch Krieg und Sklavensagden, sowie durch sonstige über-
mäßige Sterblichkeit in der Zunahme behindert gewesen. Der
Herstellung von Frieden und Ordnung nach Eroberung des Landes
muß sanitäre Berbesserung durch Bekämpfung der ungeheuren
Kindersterblichkeit, der eingeschleppten Seuchen und vorhandenen
Epidemien auf dem Fuße nachfolgen: Hand in Hand damit muß
die wirtschaftliche Eroberung gehen, die durch den Bau von Eisen-
bahnen die Produktion der Eingeborenen lebhafter gestaltet, und
die Eingeborenen selbst zu Käufern mutterländischer Erzeugnisse
macht. Endlich muß mit ihr Hand in Hand gehen die sittliche
Eroberung durch die Missionen, welche den Sinn für den Segen
der Arbeit, der Nächstenliebe und der Gesittung verbreitet. Das
sind alles Dinge, in welchen Deutschland schon im eigenen Lande so