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1910 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Bodesohn, August
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13, Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen, ISCED 5 – Tertiärbereich
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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126. Die Kabel.
So riesenhafte Entwicklung unser Handelsverkehr genommen
hat, so groß sind auch die Anforderungen gewachsen, welche alle
die Hilfsmittel zur Erleichterung des Verkehrs stellen. Durch unsere
Eisenbahnen, Dampfschiffe, Telegraphen und Telephone sind die
Begriffe von Raum und Zeit sehr zusammengeschrumpft. Mit
allen diesen neuzeitlichen Errungenschaften marschieren wir zum
Teil ganz, zum Teil fast an der Spitze, nur mit einem sind wir
bis jetzt noch ganz bedeutend im Hintertreffen, das ist der See-
telegraph oder das Kabel. Je reicher die Verkehrsbeziehungen
zwischen uns und den überseeischen Völkern werden, um so mehr
wächst auch das Bedürfnis nach geeigneter schneller Verbindung.
So entstand das Kabel, welches vor reichlich 60 Jahren zuerst
von Frankreich nach England gelegt wurde. Selbstverständlich ist
das Legen von Kabeln eine sehr kostspielige und riskante Sache.
Die eigentlichen Kupferdrähte sind mit Guttapercha umwickelt. Sie
sind mit Bleistücken beschwert, daß sie auf den Grund des Meeres
sinken und hier fest liegen bleiben.
Heute hat das Kabelnetz eine Länge von 500000 km, wovon
auf Deutschland etwa erst 30000 km kommen. Den Löwenanteil
hat England. Wir hatten bis 1870 keine Kabel nötig, da
Deutschland mehr Festlandsstaat war, den seine Landwirtschaft
selbst ernährte und der keine Weltwirtschaft brauchte. Mit
unserm Aufschwünge zeigte sich die bittere Notwendigkeit.
Gegenwärtig haben wir etwa 93 staatliche und 9 private Kabel
von verschiedener Länge. Ozeankabel besitzen wir wenige. Eins
geht von Borkum nach Vigo in Nordwestspanien, das andere von
Borkum über die Azoren nach New s1)orf. Dieses Kabel ist fast
8000 km lang und gehört der Deutschatlantischen Telegraphengesell-
schaft in Köln. Sein Bau kostete 19 Millionen. Auf den Azoren
nutzte eine Zwischenstation eingelegt werden, da sonst bei der riesigen
Länge der elektrische Strom zu langsam und zu schwach geworden
wäre. Das Kabel landet in New ^ork und hat gleich Anschlutz
an die Haupttelegraphenlinien nach Nord- und Mittelamerika und
Südamerika. Das Wort kostet 1 Mk. Gebühr. Weitere Kabel
besitzen wir in Afrika von Swakopmund nach Loanda, von Bonny
in der Republik Nigeria nach Kamerun. In Asien haben wir
Kabel von Tsingtau nach Wusung, von Tsingtau nach Tschifu,
von Schanghai nach den Karolinen. In Europa besitzen wir die
Linie Emden—england -Irland.
Wir sind, was den Kabelverkehr anbetrifft, von England ab-
hängig. England hat bis jetzt noch 4/5 aller Kabel in seinem
Besitz. Am verhängnisvollsten für uns ist der geringe Besitz an
Ozeankabeln. Wir müssen uns auch hierin von England frei-
machen. Wir haben jetzt schon eigene Seekabelwerke und eigene
Kabeldampfer.
Durch das Kabel ist der ganze Schiffsverkehr geregelt. Ab-