Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Staats- und Bürgerkunde - S. 338

1910 - Wittenberg : Herrosé
338 126. Die Kabel. So riesenhafte Entwicklung unser Handelsverkehr genommen hat, so groß sind auch die Anforderungen gewachsen, welche alle die Hilfsmittel zur Erleichterung des Verkehrs stellen. Durch unsere Eisenbahnen, Dampfschiffe, Telegraphen und Telephone sind die Begriffe von Raum und Zeit sehr zusammengeschrumpft. Mit allen diesen neuzeitlichen Errungenschaften marschieren wir zum Teil ganz, zum Teil fast an der Spitze, nur mit einem sind wir bis jetzt noch ganz bedeutend im Hintertreffen, das ist der See- telegraph oder das Kabel. Je reicher die Verkehrsbeziehungen zwischen uns und den überseeischen Völkern werden, um so mehr wächst auch das Bedürfnis nach geeigneter schneller Verbindung. So entstand das Kabel, welches vor reichlich 60 Jahren zuerst von Frankreich nach England gelegt wurde. Selbstverständlich ist das Legen von Kabeln eine sehr kostspielige und riskante Sache. Die eigentlichen Kupferdrähte sind mit Guttapercha umwickelt. Sie sind mit Bleistücken beschwert, daß sie auf den Grund des Meeres sinken und hier fest liegen bleiben. Heute hat das Kabelnetz eine Länge von 500000 km, wovon auf Deutschland etwa erst 30000 km kommen. Den Löwenanteil hat England. Wir hatten bis 1870 keine Kabel nötig, da Deutschland mehr Festlandsstaat war, den seine Landwirtschaft selbst ernährte und der keine Weltwirtschaft brauchte. Mit unserm Aufschwünge zeigte sich die bittere Notwendigkeit. Gegenwärtig haben wir etwa 93 staatliche und 9 private Kabel von verschiedener Länge. Ozeankabel besitzen wir wenige. Eins geht von Borkum nach Vigo in Nordwestspanien, das andere von Borkum über die Azoren nach New s1)orf. Dieses Kabel ist fast 8000 km lang und gehört der Deutschatlantischen Telegraphengesell- schaft in Köln. Sein Bau kostete 19 Millionen. Auf den Azoren nutzte eine Zwischenstation eingelegt werden, da sonst bei der riesigen Länge der elektrische Strom zu langsam und zu schwach geworden wäre. Das Kabel landet in New ^ork und hat gleich Anschlutz an die Haupttelegraphenlinien nach Nord- und Mittelamerika und Südamerika. Das Wort kostet 1 Mk. Gebühr. Weitere Kabel besitzen wir in Afrika von Swakopmund nach Loanda, von Bonny in der Republik Nigeria nach Kamerun. In Asien haben wir Kabel von Tsingtau nach Wusung, von Tsingtau nach Tschifu, von Schanghai nach den Karolinen. In Europa besitzen wir die Linie Emden—england -Irland. Wir sind, was den Kabelverkehr anbetrifft, von England ab- hängig. England hat bis jetzt noch 4/5 aller Kabel in seinem Besitz. Am verhängnisvollsten für uns ist der geringe Besitz an Ozeankabeln. Wir müssen uns auch hierin von England frei- machen. Wir haben jetzt schon eigene Seekabelwerke und eigene Kabeldampfer. Durch das Kabel ist der ganze Schiffsverkehr geregelt. Ab-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer