1910 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Bodesohn, August
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13, Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen, ISCED 5 – Tertiärbereich
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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vergehen lassen müssen; denn sie würden uns kein Stück Vieh im
Stalle gelassen haben."
„Ich weih. es waren die Mitglieder des Kriegervereins, die
dort das große Wort führten," antwortete Wiebach kurz.
„Ich glaube aber. daß sie recht hatten; denn ich erinnere mich
noch, daß uns Kindern der lahme Peter, der im Alter von
89 Jahren in Bachleben gestorben ist, oft erzählt hat. wie entsetz-
lich es die Franzosen in der Zeit von 1807 bis 1813 in unserem
Vaterlande getrieben haben. Sie würden es 1870 ganz gewiß
nicht anders gemacht haben, und sie werden es auch in Zukunft
nicht anders treiben, wenn es ihnen je wieder gelingen sollte, als
Feinde unser Land zu überschwemmen. Vor einem so furchtbaren
Unglück muß das Vaterland bewahrt bleiben; das kann nur ge-
schehen. wenn wir ein starkes, kriegstüchtiges Heer haben, vor dem
unsere Nachbarn sich fürchten, so daß sie es nicht wagen, uns anzu-
greifen. Wie wenig bedeuten die 150 Mk. Steuern, die du jährlich
zahlen mußt, gegenüber dem ungeheuern Schaden, den die Feinde
deinem Hofe zufügen würden, wenn sie ins Land kämen!"
Hermann Wiebach schwieg, da er den Ausführungen des
jungen Bauern recht geben mußte, es aber nicht offen aussprechen
wollte. Dieser verließ das Zimmer und begab sich nach Hause. In
Zukunft vermied es Wiebach, sich in Karl Reifs Gegenwart wieder
über die Höhe seiner Steuern zu beklagen. Ienehki.
180. Entwicklung der Steuern.
Die Könige regierten früher wie große Grundbesitzer. Die
Bauern brachten dem Fürsten Abgaben in Naturalien, ebenso den
Grundherren und den Priestern. Der Grundherr übernahm dafür
den Kriegsdienst und der Priester das geistliche Amt. Der Kriegs-
dienst hieß die Blut steuer und wurde allmählich das alleinige
Recht der Grundherren.
Der König belegte Bergwerke, Salzquellen als Königsrecht,
ebenso die Erhebung von Zöllen an Brücken, Wegen. Häfen,
Grenzen usw.
Je mannigfaltiger die Regierungsgeschäfte wurden, um so
größer wurden auch die Ausgaben, und die Einnahmen aus
Domänen. Bergwerken, Salzquellen usw. reichten bald nicht mehr
aus. In solchen Zeiten wandte sich der Fürst mit einer Bitte oder
Bede an die Stände. Diese erlaubten, eine Steuer zu erheben,
wenn ihnen der Fürst Rechte einräumte.
Die Bede wurde nicht regelmäßig erhoben, sondern nur in
Zeiten der Geldverlegenheit. Sie wurde von Bürgern und Bauern
aufgebracht; denn der Adel leistete ja Kriegsdienste.
Der Kaiser Maximilian, der so manche wohltätige Neuerung
im Reiche durchführte, brauchte mehr Geld zur Verwaltung des
Reichs. Er führte daher die erste regelmäßige Steuer, den „Ge-