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1898 -
Bonndorf
: Binder
- Autor: Schneider, Weibert
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
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sind es freilich nicht. Ihr Körper ist ja nicht mit Federn, sondern
mit weichen, kurzen Haaren bedeckt. Und statt des Schnabels
haben sie einen langen Rüssel, mit dem sie den Honigsaft ans
den Blumen sangen. (Ls sind allerliebste Tierchen, an denen wir
eine große Freude haben, wenn sie mit leichtem Fluge ans der
Wiese oder im Garten von Blume zu Blume tändeln. Aber so
unschuldig auch die Schmetterlinge sind und nicht weiter als
Honigsaft und Tan brauche», um ihr kurzes Leben zu fristen,
so sind sie doch in ihrer Jugend gar gefräßig und lästige Ge-
sellen gewesen.
Alle Kinder kennen die weißen Schmetterlinge mit den
schwarzen Spitzen der Vorderflügel. (Ls sind die Kohlweißlinge.
Sie sind die gewöhnlichsten unserer Schmetterlinge. Gleich weißen
Papierschnitzeln, die der Wind hin und her weht, gaukeln sie
durch die Luft. Wer sollte denken, daß diese kleinen freundlichen
Geschöpfe einst so arge, schädliche Gemüsediebe gewesen sind!
Und doch ist es so.
Im Gemüsegarten ist ein Beet, auf welchem Kohl oder
Kraut wächst. Lange schon flattert zwischen den großen Blättern
ein Kohlweißlingsweibchen umher. Eben kommt es unter einem
solchen hervor. Sehen wir uns dieses Blatt einmal an! Mehr
als hundert gelbe Eierchen sitzen dort auf einem Häuflein bei
einander. Sie sind unter dem Blatte wohl geborgen. Die Vögel
können sie nicht leicht finden, und auch der Regen vermag ihnen
nichts zu schaden. Nicht lange wird es dauern, so schlüpfen ans
den Eierchen kleine, blanlichgrüne Raupen mit zwei gelben Streifen
über den Rücken.
Diese Raupen nun sind unsere schlimmen Gemüseverderber.
Schon in ihrer zarten Kindheit fressen sie nach Herzenslust von
den Kohlblättern und können beinahe nicht genug bekommen. Bald
ist das ganze Blatt voller Löcher, und nur noch die abgenagten
Nippen stehen da. So wandern die Raupen von einem Blatt
zum andern, bis sie den ganzen Krautstock verzehrt haben. Gut
ist es nur, daß die Vögel zahlreich herbeikommen und ganze
Scharen von diesen schädlichen Raupen verzehren und in ihre
Nester tragen, wo sie damit die hungrige Brut ätzen. Es bleiben
aber doch viele von diesen schädlichen Raupen übrig.
Bei einer so vortrefflichen Kost und so gutem Appetit ge-
deihen die Raupen aufs beste. Bald sind sie ganz ausgewachsen
und stark und kräftig geworden. Sie kriechen dann an benach-
barten Bäumen und Wänden in die Höhe und verwandeln sich
da zu Puppen. Die Puppe sieht ganz anders ans als die Raupe.