1914 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Sambel, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
79 —
Mann und Frau von Baum zu Baum, um einen Hausplatz zu finden.
Endlich haben sie ein geschütztes Hausplätzchen gefunden. Sie be-
sprechen sich gegenseitig und beide finden den Platz hübsch. Nach
einem Morgenlied und gutem Morgenkaffee, den sie sich nicht erst
kochen brauchen, geht es an das Bauen. Die Vogelfrau ist Maurer,
Zimmermann, Tüncher usw. Der Vogelmann ist der Handlanger. Er
trägt Balken — dünnere Grashülmchen, Haare — herbei. Nach mühe-
voller Arbeit ist der Rohbau fertig. Nun werden die Wände geglättet und
mit Federn ausgepolstert, außerdem wird das Nest mit Flechten geziert,
daß es dem Baumast ganz ähnlich sieht. Das war eine schwere Arbeit!
Um so größer ist setzt die Freude der Vogeleltern. Wie kunstvoll
ist ein solches Nest! Ich habe ein altes Nest mitgebracht, schaut es
einmal an! Könnten wir Menschen es machen? — Betrachten des
Vogelnestes! Nach einigen Tagen sind kleine (4—6—8) Eilein in dem
warmen Neste. Das Weibchen setzt sich darauf und brütet. Der Vogel-
mann verkürzt dem Weibchen die Zeit, indem er ihm seine schönsten
Lieder vorsingt. Eines Morgens sagt die Vogelfrau: „Herr Gemahl,
jetzt mußt du das Singen aufgeben, wir haben kleine Kinder, die haben
sehr Hunger." Hocherfreut holt er eilig Futter herbei. Die Vogel-
eltern pflegen ihre Kinder, wie es eure Eltern auch euch getan haben.
Sie haben eine große Freude, wenn es den Jungen schmeckt, wenn sie
gedeihen. Schon haben die Kinder kleine Federchen. — Da — kommt
ein böser Bube, reißt das Nest herunter und tötet die schönen Vogel-
kinder. Wenn die Alten heimkommen, ist ihr Haus zerstört, und die
lieben Kindlein sind tot. Wie jammern da die Alten um ihre lieben
Kinder, um ihr schönes Haus! Alle ihre schwere Arbeit war umsonst.
Was haben die Vögel dem bitterbösen Buben, dem Schlingel, getan?
Ist das recht? Nein, das ist teuflisch, gottlos. Wollt ihr es auch
so machen?
Spruch: „Nimmst du des Vogels Nest und Ei,
Jst's mit Gesang und Obst vorbei."
Erzählung: Die Singvögel.
Nr. 233. Barmherzige Seelen.
Nr. 30. ächluhdetrachtung.
Wir haben von Ostern vorigen Jahres bis heute unsere Heimat-
stadt Durlach und Umgebung in Lerngängen und Besprechungen
kennen gelernt.