1883 -
Langensalza
: Schulbuchh. Greßler
- Autor: Renner, Hermann
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Der Mond.
In füllen: heitern Glänze
Trüt er so mild einher;
Wer ist im Sternenkranze
So schön geschmückt als er?
Er lächelt still bescheiden,
Verhüllt sein Angesicht,
Und giebt doch so viel Freuden
Mit seinem trauten Licht.
Schenkt mit der Abendkühle
Der Seele frische Luft;
Die seligsten Gefühle
Gießt er in unsre Brust.
Du, der ihn uns gegeben
Mit seinem trauten Licht,
Hast Freud' am frohen Leben,
Sonst gäbst du ihn uns nicht.
Hab' Dank für alle Freuden,
Hab' Dank für deinen Mond,
Der Tages Last und Leiden
So reich, so freundlich lohnt.
Undolphi.
Die Rinder und der Mond.
Die Sonne war untergegangen, und es wollte schon dunkel werden,
aber die Kinder waren noch nicht alle nach Hause zu ihrer Mutter
gegangen. Zwei Kinder waren noch auf dem Felde und hatten über
dem Spiel vergessen, daß man des Abends, ehe es dunkel wird, nach
Hause kommen muß. Da es aber nun immer mehr Nacht wurde,
da wurde ihnen bange und sie weinten, denn sie wußten den Weg
nicht recht zu finden, und er war weit.
Auf einmal wurde es hell hinter den Bäumen, und sie sahen ein
rundes Licht heraufsteigen, das war der Mond. Als der die Kinder
bemerkte, sagte er: „Guten Abend, Kinderchen, was macht ihr so spät
auf dem Felde?" Die Kinder waren anfangs erschrocken. Als sie
aber sahen, daß der Mond freundlich lächelte, faßten sie ein Herz und
sprachen: „Wir haben uns verspätet, und nun finden wir den Weg
nicht mehr zu unserer Mutter, weil es Nacht ist." Und sie weinten,
daß es den guten Mond rührte.
Da sprach er zuthuen: „Wenn ihr das Haus gut kennt, wo eure
Mutter wohnt, so will ich euch ein wenig leuchten, daß ihr den Weg
findet." Und der Mond leuchtete ihnen so hell. als wenn es wieder
Tag geworden wäre.
Die Kinder faßten neuen Mut und eilten so viel sie konnten und
fanden glücklich den Weg. Als sie vor der Hausthür standen, sagten
sie: „Schönen Dank, lieber Mond, daß du uns so gut geleuchtest hast!"
Er lohnt des Tags Beschwerde,
Schließt sanft die Augen zu
Und winkt der müden Erde
Zur füllen Abendruh.