1916 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: ,
- Hrsg.: Schierbaum, Heinrich, Habermann, Paul, Kesseler, Kurt, Henning, Hans, Gruenberg, Leo
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
vsvav® 4. Die Einverleibung von Elsaß-Lothringen, 65
von Anhängern der europäischen internationalen Republik.
Mir sind die Ziffern genannt worden, mit welchen die
fremden Nationalitäten sich dort beteiligen, von denen mir
nur vorschwebt, daß beinahe 8000 Engländer sich zum
Zweck der Verwirklichung ihrer Pläne in Paris befinden
sollen,— ich setze voraus, daß es größtenteils irische Fenier
sind, die mit dem Ausdrucke Engländer bezeichnet wurden
— ebenso eine große Anzahl Belgier, Polen, Garibaldiner
und Italiener. Das sind Leute, denen die Kommune und
die französischen Freiheiten ziemlich gleichgültig sind, sie
erstreben etwas anderes, und auf sie war natürlich jenes
Argument nicht gerichtet, wenn ich sagte: es ist in jeder
Bewegung ein vernünftiger Kern (Heiterkeit). Solche
Wünsche, wie sie ja in Frankreich bei den großen Gemeinden
sehr berechtigt sind im Vergleich mit ihrer staatsrechtlichen
Vergangenheit, die ihnen nur ein sehr geringes Maß der
Bewegung zuläßt und nach den Traditionen der franzö-
sischen Staatsmänner das Äußerste dennoch bietet, was
man der kommunalen Freiheit gewähren kann, machen sich
ja bei dem deutschen Charakter der Elsässer und Lothringer,
der mehr nach individueller und kommunaler Selbständig-
keit strebt als der Franzose, in hohem Grade fühlbar, und
ich bin überzeugt, daß wir der Bevölkerung des Elsaß auf
dem Gebiete der Selbstverwaltung ohne Schaden für das
gesamte Reich einen erheblich freieren Spielraum lassen
können — von Hause aus, der allmählich so erweitert wird,
daß er dem Ideal zustrebt, daß jedes Individuum, jeder
engere kleinere Kreis das Maß der Freiheit besitzt, das
überhaupt mit der Ordnung des Gesamtstaatswesens ver-
träglich ist. Das zu erreichen, diesem Ziele möglichst nahe-
zukommen, halte ich für die Aufgabe jeder vernünftigen
Staatskunst, und sie ist für die deutschen Einrichtungen,
unter denen wir leben, sehr viel erreichbarer, als sie es in
Frankreich nach dem französischen Charakter und der uni-
tarischen Verfassung von Frankreich jemals werden kann.
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