1916 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: ,
- Hrsg.: Schierbaum, Heinrich, Habermann, Paul, Kesseler, Kurt, Henning, Hans, Gruenberg, Leo
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
96 'S'® Ausgewählte Reden des Fürsten v. Bismarck.
Regiment auf längere Zeit verbürgen könnten, so würde ich
sagen: Sparen wir unser Geld, aber sparen wir es nicht
für den Fall, daß wir vielleicht feindliche Kontributionen
zu zahlen haben." Wie die Sachen liegen, kann mich dieses
5 Vertrauen auf die friedlichen Gesinnungen der französischen
Regierung, auf die friedlichen Gesinnungen eines großen
Teiles der französischen Bevölkerung aber nicht bis zu dem
Grade von Sicherheit einwiegen, daß ich sagen könnte:
„Wir haben einen französischen Krieg gar nicht mehr zu
10 fürchten." Nach meiner Überzeugung haben wir ihn zu
fürchten durch den Angriff Frankreichs, ob in zehn Tagen
oder in zehn Jahren, das ist eine Frage, die ich nicht ent-
scheiden kann, das hängt ganz ab von der Dauer der Re-
gierung, die gerade in Frankreich ist. Als die letzte Re-
is gierung, die Regierung Freycinet, zum Rücktritt genötigt
wurde, hat 24 Stunden vorher jemand eine Ahnung davon
gehabt? Ich wenigstens nicht, und ich glaube, daß ich
ziemlich gut unterrichtet war. Hat nachher acht oder vier-
zehn Tage lang hier irgend jemand gewußt, wer in Frank-
20 reich ans Ruder kommen würde? In welcher Verlegenheit
die Parteien mit ihrer Parlamentsherrschaft waren, um zu
bestimmen, wer nun regieren sollte, das haben wir alle
gewußt, aber was daraus werden würde, das hat keiner
vorhersagen können. Es konnte auch noch anders kommen,
25 es konnte auch ein weniger friedliches Kabinett als das des
Herrn Gobles aus dieser Krisis hervorgehen. Es ist an
jedem Tage möglich, daß eine französische Regierung ans
Ruder kommt, deren ganze Politik darauf berechnet ist,
von dem ton Laers zu leben, was jetzt so sorgfältig unter
30 der Asche unterhalten wird. Darüber können mich auch
keine friedlichen Versicherungen, keine Reden und Redens-
arten vollständig beruhigen, ebensowenig wie ich weiß, was
ich damit machen soll, wenn uns hier im Parlament ver-
sichert wird: wenn die Gefahr eintritt, dann können Sie
35 auf den letzten Taler rechnen, dann stehen wir mit Gut