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1. Staatsbürgerkunde - S. 46

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
40 Vii. Wirtschaftsleben und Finanzen Handelsbilanz durch Überwiegen der Ausfuhr gegenüber der Einfuhr wurde angestrebt. Nur die nötigsten Rohstoffe durften eingeführt werden. Durch Einfuhrverbote und Schutzzölle wurde die fremde Industrie und der Handel vom Ausland her ausge- schlossen (Prohibitivsystem). Gewerbe wurden begünstigt, staatlicher Großbetrieb ein- gerichtet, fremde Industrien ins Land verpflanzt. Feine Tuche, Seide, Brokat und Spitzen, Spiegel, Glas, Porzellan, kunstgewerbliche Gegenstände (Möbel, Nippsachen) erzeugte man im Lande und machte auf diesem Gebiete Paris zum Weltmärkte. Die Binnenzölle wurden zur Erleichterung des Handels aufgehoben, Land- und Wasser- straßen gebaut und Seehäfen angelegt. Monopole und Handelsgesellschaften kamen hinzu. Die einen ermöglichten dem Staate größere Einnahmen, die anderen ver- werteten das Kapital zu größeren Unternehmungen und kamen mittelbar den Staats- sinanzen zugute. ß) Der Physiokratismus vor und während der Revolution. Eine neue Form des wirtschaftlichen Lebens entwickelte sich seit der ix. ms Revolution, es stand im Zeichen der Freiheit. Der Physiokratismus oder Ökonomismus, begründet von Quesnay, sah den Grund und Boden Qu. i, 12 als Quelle des Nationalreichtnms an. Die Landwirtschaft war vom Merkantilismus ganz vernachlässigt worden, er ver- bot die Ausfuhr des Getreides und zwang dem Lande niedrige Getreidepreise auf. Jetzt erblickte man im produktiven Bauernstand die feste Grundlage des Staates und suchte vor allem ihn zu heben. Turgot war mit einer Steuerreform durch Tarifie- rung der Taille auf Grund einer neuen Bodenvermessung (Kataster) vorangegangen, es gelang ihm aber nicht, den Verfall der Finanzen und den Niedergang der Land- wirtschaft aufzuhalten. Die Münzverschlechterung Ludwigs Xv., die Gründung einer Schwindelaktiengesellschaft durch den Schotten Law hatten den Kredit unheilbar ge- troffen. Die Revolution schuf durch die Beschlagnahme des Kirchenbesitzes einen lebenskräftigen Bauernstand, aber die auf das beschlagnahmte Land hin ausgegebenen Anweisungen (Assignaten) verfielen bald durch maßlose Ausgabe fast völliger Ent- wertung. Napoleon förderte dann Handel, Industrie und Landwirtschaft in gleicher Weise, ix, 175 sah sich aber durch den Kampf mit England zu einem Prohibitivsystem größten Maßstabes genötigt. Innerhalb des Sperrgebietes aber wurde Frankreich gegen die Qu. ii, 69 abhängigen Staaten mit einer Schutzzollmauer umgeben, so daß zur politischen Ab- hängigkeit noch die wirtschaftliche Ausbeutung durch den Herrenstaat trat. y) Adam Smith und die Freihandelsschule in England. Adam Smith stand im Gegensatz zu den Physiokraten. Er erblickte nicht im Grund und Boden den Nationalreichtum, sondern in der werte- schaffenden Arbeit. Er forderte völlige Freiheit der Gütererzeugnng und ix, 143 weitgehende Teilung der Arbeit. Freiheit der persönlichen Arbeit bedinge die ungestörte Förderung des eigenen Wohles. Die Förderung des eigenen Wohles aber diene am besten dem Gemeinwohle. Ans diese Grundsätze griff die Freihandels- oder Manchesterschule zurück. Sie forderte ix, 244 die Beseitigung aller Schranken für die Gütererzeugung und den freien Handel. Der Einklang des wirtschaftlichen Lebens ergebe sich schließlich von selbst aus dem Wettstreit gegeneinanderstehender Interessen. Diese Ansicht beruhte auf dem Glauben an das schließliche Überwiegen, die Selbst- behauptung der tüchtigsten Kräfte im Kampfe ums Dasein.
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