1916 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Kania, Hans
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
3. Geschichtl. Überblick üb. d. Wirtschastsleb. u. d. Finanzwesen in Preußen u. Deutscht. 49
3. Geschichtlicher Überblick über das Wirtschaftsleben und das Finanz-
wesen in Preußen und Deutschland.
a) Das alle Preußen 1640—1807.
a) Der Große Kurfürst.
Die Staatsfinanzen beruhten bis zum Jahre 1640 auf den Erträgen
der Domänen und den von den Ständen bewilligten Kriegsgefällen, den
„Beden". Der Große Kurfürst brachte die Verfügung über die Domä-
nen, die ganz in die Hand der Stände geraten war, wieder an sich. Die Ix>
eigentliche Geldquelle wurde die Akzise.
Sie war ein System von Steuern und wurde von den Städten erhoben. Sie
umfaßte neben einer mäßigen Grund-, Gewerbe- und Kopfsteuer indirekte Steuern auf
Getränke, Getreide, Fleisch, Viktualien, Kanfmannswaren. Erhoben wurde sie bei der
Erzeugung, beim Einbringen in die Stadt, beim Verkauf. Grundsatz war: niedrige
Steuersätze und möglichst viele Artikel. Die ländliche Bevölkerung zahlte die bisherige
Grund- und Kopfsteuer, die Kontribution, als feste Steuer weiter. So waren steuerlich
Stadt und Land getrennt, der Verkehr erschwert. Auch der Adel wurde zu einer stän-
digen Abgabe herangezogen.
Das Kollegium der Staats- und Kammerräte hatte die Kontrolle über
das gesamte Steuerwefen und die Schulden. Damit waren die Finanzen
der Einwirkung der Stände entzogen. Nur der Kurfürst besaß die Regale
und die Münzprägung. Erst jetzt vollzog sich der Übergang von der
Natural- zur vollendeten Geldwirtschaft in Brandenburg-Preußen.
Diese Finanzordnung war die Grundlage für das gesamte Wirtschaftsleben.
Im Gegensatz zu Frankreich wurde trotz des herrschenden Merkantilsystems ix,
die Landwirtschaft nicht vernachlässigt.
Neue Bauernstellen gründete man durch Einbeziehung von Kolonisten. Unter-
stützungen mit Saatgetreide, Steuernachlässe für das Land, kurfürstliche Musterwirt-
schaften hoben die Landwirtschaft aus tiefem Verfall. Garten-, Obst- und Forstkultur
blühten auf.
Die Industrie, durch das Prohibitivsystem mächtig gefördert, machte
große Fortschritte auf dem Gebiete der Tuchweberei, der Seidenverarbeitnng,
der Metallbehandlung, der Glasarbeiten, des Tabakbaus.
Staatliche Monopole und Staatsfabriken (Glashütten, Eisenwerke, Zuckersiedereien)
im Sinne des Merkantilismus weckten die Unternehmungslust. Oder und Spree und
dadurch die Elbe mit der Oder wurden durch den Friedrich-Wilhelm-Kanal verbunden
und so der Oderhandel zum Teil durch die Mark über Berlin abgeleitet. Wege- und
Brückenbauten, die Anlage einer kurfürstlichen Poststrecke von Memel bis Kleve dien-
ten dem Verkehr und erleichterten den Handel.
ß) Friedrich Wilhelm I.
Unter Friedrich Wilhelm I. flössen alle Einkünfte aus Domänenix.
und Regalien in die Staatskasse. Die Oberrechnungskammer in Potsdam
wurde oberste Finanzkontrollbehörde. Alle Überschüsse nahm die General-
kriegskasse und Generaldomänenkasse auf.