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1. Die Weltgeschichte - S. 47

1881 - Heidelberg : Winter
Kap. 13. § 60. Die Phönizier. (Handel. Kunstfleiß. Colonien.) 47 hin jene ihre Mutterstadt an Macht und Glanz übertraf. Anfänglich war jede phönizische Stadt von der andern unabhängig; jede stand mit ihrem Gebiete unter einem Könige, der mit einem aus den vornehmsten Geschlechtern bestehenden Stadtrat die Gewalt teilte. Das Bedürfnis gemeinsamer Verteidigung und Beschützung ihres Handels trieb sie aber frühe an, in Einen großen Städtebund zusammenzutreten, an dessen Spitze zuerst Sidon, später Tyrus als Vorort stand. Andere wichtige Städte waren noch: Sarepta (auch Sarephtha; im A. T. Zarphath), Bery.tus (Berothah j. Beirut), Byblus, Tripolis, Aradus. Ueber-Haupt bot der ganze mit Städten und Dörfern besäete phönizische Küstenstrich zur Zeit seiner Blüte den Anblick einer fast ununterbrochenen Stadt. (60.) Anfangs ging der Seehandel der Phönizier, der in der ersten Zeit mit Seeräuberei verbunden war, nur nach den Inseln und Küsten der Griechen; als aber die Griechen selbst ein Seevolk wurden, wichen sie ihnen aus und wandten sich in weitere Ferne. Dazu trieb sie aber das Bedürfnis auch aus andern Gründen. Denn die Phönizier hatten zugleich bedeutenden Landhandel, der ihnen durch Karavanen die reichen Products Asiens und Afrikas zuführte; indem sie aus Arabien (namentlich durch die Midianiter und Edomiter) Weihrauch, Gold und Edelsteine, aus Syrien Wolle und Wein, aus Aegypten gleichfalls Wein (gegen baumwollene und gestickte Zeuge), aus Aethiopien und Indien Elfenbein, Ebenholz, Zimmet, aus Armenien Pferde und Maultiere, aus den Kaukasusländern Kupfer und Sclaven bezogen. Dazu kam ihr eigener Kunstfleiß, der sie auf wichtige Erfindungen leitete, so daß namentlich die Producte der Kdonischen Webereien, der lyrischen Purpursärbereien und der Glashütten von Sidon und Sarepta im ganzen Altertum allgemein gesucht waren. Sie mußten also darauf denken, ihren großen Warenvorräten auch in den ferneren Ländern über dem Mene Absatz zu verschaffen. Daher gründeten sie schon in den frühesten Zeiten (Kolonien, deren Richtung von Osten nach Westen rund um die Inseln und Ufer des Mittelmeeres gingen. Den höchsten Glanz hatte Tyrus unter der Herrschaft des Königs Hiram, eines Zeitgenossen des Salomo (1000 v. Chr.). Die frühesten phönizifchen Colonien wurden zwischen 1500 und 1000 v. Chr. auf den an Metallminen reichen Inseln Cypern, Nhodus, Kreta und andern (nachher griechischen) Inseln angelegt. Als sodann die Griechen anfingen, diese Inseln in Beschlag zu nehmen, wendeten sich die Phönizier weiter westlich und besetzten die Küsten von Sicilien (wo sie Panormus, j. Palermo gründeten), Sardinien, das mittlere Nordafrika (wo sie zwischen 1000 und 600 v. Chr. die Städte Utika, Karthago, Hadrumetum, Groß- und Klein-Leptis anlegten), ferner die Balearen und ganz besonders Spanien (im A. T. Tarschisch), dessen Gold- und Silberreichtum das Hauptziel ihrer Anstrengungen war, und wo unter den 200 von ihnen angelegten Pflanzorten Tartessus, Gades oder Gadix (j. Cadix, gestiftet 1100 v. Chr.), His-palis (j. Sevilla), Malaca rc. die wichtigsten waren. Auch Madera und die kanarischen Inseln scheinen sie schon früh besetzt zu haben; sie sollen Zinn von den britischen Inseln (den Kassiteriden an der S.-W.-Spitze Englands) und Bernstein von den Ostseeküsten geholt haben. Zwar werden die phönizischen Seefahrten an die preußische Ostseeküste bezweifelt, seit C. O. Müller in seinem Werk über die Etrusker nachwies, daß der Bernstein von dort her im Wege des Landhandels durch Germanien und mittels der Etrusker in Oberitalien nach Griechenland gekommen fei. Dennoch könnten jene in die früheste Zeit fallenden Seefahrten der Phönizier an die Bernsteinküste gar wohl Statt gefunden haben.
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