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1. Die Weltgeschichte - S. 219

1881 - Heidelberg : Winter
Kap. 62. § 233. Anfang des 30jährigen Kriegs. 219 und wählten diesen zum König von Böhmen. Es kam darauf mit Rudolf so weit, daß auch die deutschen Kurfürsten ihn zwangen, einen Reichstag zur Wahl seines Nachfolgers auszuschreiben. Darüber starb er vor Kummer, und erhielt noch im gleichen Jahre Matthias ohne Widerspruch 1612 die Kaiserwürde. Da er bereits bejahrt und auch kinderlos war, ließ er sich von seinen beiden Brüdern bereden, seinem Vetter Ferdinand, als künftigem Nachfolger, 1617 die Anerkennung der Böhmen und 1618 die der Ungarn zu verschaffen. Weil nun das obenerwähnte rücksichtslose Verfahren Ferdinands gegen die Protestanten seiner Erblande im frischesten Gedächtnis war, so befürchteten die protestantischen Stände in Böhmen ungeachtet des von Rudolf erhaltenen Majestätsbriefes das gleiche Schicksal. Sie suchten daher die Wahl Ferdinands zu hintertreiben. Er wurde indes doch 'gewühlt und beschwor den Protestanten ihre Freiheiten. Kaiser Matthias bestellte hierauf eine kaiserliche Statthalterschaft in Böhmen, die aus sieben katholischen und drei protestantischen Gliedern bestand. (233.) Zu der Zeit hatte die Feier des Reformationsjubiläums (1617) die Spannung der Parteien ungemein erhöht: die Drohungen der Jesuiten die Ketzer auszurotten, die Entsetzung des Grafen Matthias von Thurn vom Burggrafenamt und die Ausnahme zweier den böhmischen Protestanten besonders verhaßter Männer in die Statthalterzahl, der Grafen Martinitz und Slawata, das alles reizte die ohnehin mißtrauischen Gemüter der Protestanten in Böhmen noch mehr. Da wurden auf kaiserlichen Befehl von zwei neuen protestantischen Kirchen die eine, welche zu Klostergrab auf dem Gebiete des Erzbischofs von Prag gebaut worden war, niedergerissen, die andere zu Braunau, die auf dem Territorium des dortigen Abts stand, geschlossen. Als die protestantischen Stände sich darüber beschwerten, erhielten sie einen scharfen Verweis. Darüber erbittert drangen Abgeordnete dieser Stände zu Prag unter Anführung des Grafen Matthias von Thurn in das Sitzungszimmer der Statthalterei, wo gerade vier von den katholischen Statthaltern anwesend waren, stellten sie darüber zur Rede und warfen zwei derselben, Martinitz und Slawata, samt dem Geheimschreiber Fabri-cius aus den Fenstern hinab in den 28 F. tiefen, übrigens trockenen Schloßgraben; doch kamen alle drei mit dem Leben davon, nur daß Slawata lange an den dabei erhaltenen Kopfwunden litt. Die Folgen dieser rohen Gewaltthat voraussehend, rissen darauf die protestantischen Stände die Regierung an sich, verjagten die Jesuiten, betrieben die Werbungen und besetzten einige feste Plätze. So begann im Jahre 1618 der dreißigjährige Krieg. Denn nun ließ Ferdinand, der 1618 unterdes zum König von Ungarn gekrönt worden war, zwei Heere in Böhmen einrücken, während die Urheber der Bewegung den Beistand der protestantischen Union angingen. Die Union hatte seit 1610 den noch m*n Kurfürsten Friedrich V von der Pfalz zum Haupt und den Kurfürsten von Brandenburg, den Fürsten von Anhalt, mehrere Grafen und 16 Reichsstädte zu neuen Gliedern erhalten. Da sie nicht offen aufzutreten wagte, so unterhandelte sie insgeheim mit dem Herzog Karl Em-
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