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1. Die Weltgeschichte - S. 416

1881 - Heidelberg : Winter
416 Kap. 96. § 436-438. Der russisch-türkische Krieg. (436.) Auch in Europa erweiterte Rußland seine Machtsphäre, indem es die türkische Frage ihrer Lösung näher brachte. Der russisch-türkische Krieg 1877—1878. Die in den Jahren 1866—68 nur mit Mühe von den türkischen Feldherrn in der Herzegowina, Montenegro, Serbien niedergeworfenen Ausstände (§ 378) wiederholten sich in den Jahren 1875 und 1876 in erhöhtem Grade, sich auch über Bosnien und Bulgarien ausbreitend. Grausame Bedrückungen der slavischen Christen (namentlich in den entfernteren türkischen Provinzen) waren jetzt wie früher die Hauptursache der Aufstände. Zuerst erhob die Herzegowina die Fahne der Empörung (1875), insgeheim von Montenegro unterstützt, dessen Fürst Nikita im Jahre vorher mehrere Festungen seines Landes türkischen Besatzungen hatte einräumen müssen. Im folgenden Jahre (1876) erklärte Serbien, im Bunde mit Montenegro für die slavischen Stammesbrüder eintretend, der Türkei den Krieg., Doch sah stch Fürst Milan trotz einiger errungener Vorteile von der türkischen Übermacht erdrückt bald genötigt, die Türkei um Frieden zu bitten, den er durch Rußlands Vermittlung im folgenden Jahre erhielt (1877). Nur die Montenegriner setzten den Krieg beharrlich fort, da sie durch ihre Bergschluchten gedeckt für die Türken schwer zu bekämpfen waren. (437.) Inzwischen hatten die Großmächte bereits des öfteren Veranlassung genommen, namentlich als in Bulgarien unter den Messern der Baschi-Bozuks eine Menge slavischer Christen verblutet und in Salonichi der französische und deutsche Konsul von einem fanatischen Volkshaufen ermordet waren (6. Mai 1876), den Sultan aufzufordern, Serbien und Montenegro Unabhängigkeit, Bosnien und der Herzegowina das Recht der Selbstverwaltung zu gewähren; diese Forderung war insofern begründet, als die Pforte in keiner Weise den Bestimmungen des Pariser Vertrags (1856) nachgekommenen war (§ 378). Als die Türkei jene Forderung zurückwies, erklärte ihr Rußland am 18. April 1877 den Krieg, dessen Operationen es sofort an der Donau wie im Kaukasus begann. Während dieser Vorgänge war der ebenso verschwenderische wie unfähige Sultan Abdul-Aziz infolge eines Aufruhrs der Sofias (der Hochschüler der Moscheen, aus denen die Priester und Richter genommen werden) entthront (30. Mai 1876); an seine Stelle trat zuerst der halbwahnsinnige Murad V, darauf dessen Bruder Abdul-Hamid Ii. Auch der letztere war nicht im stände der im Innern überall herrschenden Zerrüttung und Empörung zu steuern, welche die Existenz des türkischen Reichs immer drohender gefährdete, wie sich dies sofort in dem bald nach Abdul-Hamids Thronbesteigung ausbrechenden russisch-türkischen Krieg zeigen sollte. (438.) I. Der Krieg in der europäischen Türkei. Am 24. April 1877 überschritt die Donauarmee unter Führung des Großfürsten Nikolaus den Pruth, marschierte unbelästigt durch Rumänien, bewerkstelligte den Donauübergang bei Zimnitza-Sistowo (26. u. 27. Juni), ohne auf ernstlichen Widerstand zu stoßen, breitete sich in Bulgarien aus, wo sie die Jantralinie besetzte, darauf die alte bulgarische Landeshauptstadt Tirnowa einnahm und Nikopoli zur Übergabe zwang; ja eine Abteilung überschritt unter General Gurko kühn die Höhen des Balkan (Schipkapaß), stieg in das Tschundschathal hinab und näherte sich bis auf wenige Tagemärfche der Hauptstadt des Reichs. Auch die türkische Donauflotille hatte gleich im Anfang des Kriegs schwere Verluste erlitten, da eins ihrer gewaltigsten Kriegsschiffe (der Lufti-Dschelis) durch die russischen Uferbatterien von Braila aus in Brand geschossen und mit Mann und Maus versunken war; ein zweites Panzerschiff war durch angelegte Torpedos in Brand gesteckt und ebenfalls mit der gesamten Mannschaft versunken.
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