Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für staatsbürgerliche Bildung - S. 26

1913 - München : Lindauer
26 Unser deutsches Vaterland. Staaten angliederten und das zurückeroberte Elsaß-Lothringen als Reichsland einverleibt wurde. Im Herzen Europas, an der Stelle, wo bisher Zerrissenheit und Krastzersplitterung geherrscht hatte, war ein Staat entstanden, der auf 540743 Geviertkilometer über 40 Millionen Menschen umfaßte, die nach innen und außen zur Einheit zusammengeschlossen waren. Damit war endlich die Form gegeben, in der die Kraft des Deutschtums sich betätigen konnte. Freilich die Deutschen Österreichs blieben außerhalb, wie auch die Hoch- deutschen der Schweiz und die Niederdeutschen Hollands und Belgiens sowie die östlichen Außenposten in den Ostseeprovinzen und in Ungarn bei dem Einheits- werk außer Betracht bleiben mußten: sonst aber waren alle Deutschen in Mittel- europa vereinigt zu einem Bundesstaat, der stark genug war dem Zwecke zu dienen, den die Reichsverfassung ihm vorschrieb: der Wohlfahrt des deutschen Volkes. Das war etwas völlig Neues in der Geschichte, eine Tatsache von um- wälzender Bedeutung. Die Deutschen, bisher gewohnt den Gegenstand der Politik fremder Mächte abzugeben, waren durch die Einigung dazu gekommen, selbst wirksame Politik dem Auslande gegenüber treiben zu können: das hieß, zum ersten Male in der Geschichte konnte die gesammelte Kraft der Deutschen in den Dienst einer nationalen Politik gestellt werden. Damit erst war eine solche Politik wirklich möglich geworden. Dies zeigte sich sofort durch zwei Erscheinungen: das neue Deutsche Reich wurde zur maßgebenden Macht in Europa, ja in der Welt — ob auch der Neid und Haß der anderen Völker bestehen blieb oder wuchs, die Kraft des Deutschen Reiches wagte keines auf die Probe zu stellen und alle erkannten seine Macht- stellung an; zum andern bot die geschaffene Einheit die Möglichkeit, die wirt- schaftliche Kraft des Volkes frei zu machen und eine großartige Entwicklung deutschen Gewerbefleißes und Handels einzuleiten. Maßvoll und besonnen übten Kaiser Wilhelm und Fürst Bismarck — der Dank seines Herrn hatte ihn dazu erhoben — die gewonnene Macht aus: kein ungerechter Anspruch, den sie erhoben, kein Übergriff, den sie begingen; aber auch kein Angriff gegen deutsche Rechte, den sie zugelassen hätten. Neben der inneren Ausgestaltung des Reiches hielten sie es nach den Lehren der Geschichte für ihre erste Pflicht, das deutsche Heer im Zustande der Schlagfertigkeit zu erhallen, eine Waffe des Friedens und der Verteidigung, nicht des Angriffes. Bayern behielt völlig getrennte, Württemberg und Sachsen beschränkte eigene Heeresverwaltung; alle übrigen Bundesstaaten unterstellten ihre Truppen Preußen, wo die großen Helfer des Kaisers rastlos an der Erhaltung der Kriegs- tüchtigkeit arbeiteten; es war aber dafür gesorgt, daß die Ausbildung und Be- waffnung aller deutschen Truppenteile gleichmäßig werde.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer