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1. Bürgerkunde für die höheren Schulen Deutschlands - S. 9

1910 - Leipzig : Quelle & Meyer
Zweites Kapitel. Völkerverkehr und Völkerrecht. 9 Zweites Kapitel. Völkerverkehr und Völkerrecht. I. Die Völker zeigen im Verkehr miteinander dieselben Tugenden und Fehler wie die einzelnen Persönlichkeiten: den Willen zu leben und im Leben sich zu behaupten, Liebe und Hatz, Selbstsucht, Ehrsucht, Gewalttätigkeit. Die Kulturentwicklung führt si-e aufwärts, aber recht langsam. Christus brachte uns die Erkenntnis von der Einheit der Menschheit und mit der Lehre von der Gotteskindschaft aller Menschen eine feste Grundlage auch für ein höheres Völkerrecht: © laß dein Licht auf Erden siegen, Die Macht der Finsternis erliegen Und lösch der Zwietracht Glimmen aus, Daß wir, die Völker und die Thronen, vereint als Brüder wieder wohnen In deines großen Vaters Haus. Aber noch immer treten uns im Völkerleben Fehler, die die einzelnen Menschen zu meiden schon sich gewöhnt haben, auch bei hochstehenden Nationen entgegen. Dem andern gegenüber war einst alles und ist jetzt noch recht viel erlaubt: List und Betrug, Lüge, Kaub und Mord (vor allem in der gewaltsamen Form der Po- litik, im Krieg). Auch ist der Besserungstrieb nicht immer vor- handen. Die schon erstiegene Stufe der Sittlichkeit wird bisweilen wieder verlassen, und ein Niedergang tritt ein, den niemand er- wartet. Da ist dann keiner, der Gutes tut, auch nicht einer. Freund- schaft wird unter Völkern selten unverbrüchlich gehalten, Bündnisse wechseln und werden meist treulos gelöst: sie sind so fest wie das Laub im November. Der Ausdruck perfid wird oft vom Feinde ge- braucht und sagt doch wenig,- jeder hält Treue, solange es nützlich ist, aber zuzeiten ist es nützlicher, sie zu brechen. Das haben England und Nußland undfrankreich getan, Friedrich dergroße undalexanderl., lauter anständige Leute. Man stelle es in die Rechnung ein und rege sich nicht unnötig auf. Der Deutsche mag von deutscher Treue singen, er mag auch die deutsche Gesittung, Redlichkeit und Bieder- keit preisen, die so bei keinem andern Volke der Welt sich finde, er braucht es,- er kann es vielleicht auch, er allein. Fichtes Reden von der Majestät des deutschen Wesens, das die Vorsehung zu ihrem Weltplane vor allen andern notwendig braucht, haben unsern Vor- fahren in den Zeiten liefen Niedergangs wohlgetan: ,,Unter allen neueren Völkern seid ihr es, in denen der Keim der menschlichen ver-
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