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1. Bürgerkunde - S. 6

1907 - München : Gerber
6 „Wer bist du, daß du mir solches rätst?" „Ich bin das Verbrechen." „Weiche von mir!" rief der Jüngling und warf sich ans die Erde. Nur ein teuflisches Lachen hörte er noch und dann war er wieder allein.— Als er die Angen aufschlug, standen zwei Männer vor ihm. „Was machst du hier?" „Ich sterbe, habt Erbarmen mit mir!" „Womit sollen wir dir helfen?" „O führt mich, daß ich so bald als möglich aus diesem schrecklichen Walde hinauskomme!" „^Lo wähle einen von uns, der dich geleite!" Der Jüngling überlegte; dann sagte er zu jenem mit dem schwarzen Kleide und dem roten Gürtel: „Ich wähle dich!" Ohne ein Wort zu sprechen, reichte ihm der Fremde die Hand und führte ihn fort. Nach langer Reise kamen sie an den Rand eines Ab- grundes, aus dem Seufzer und Klagen herauftönten. „Bei Gott, ich kann nicht weiter", stöhnte der Jüngling. „Darum brachte ich dich auch hierher," gab die schwarze Gestalt zur Antwort. „Nur auf diesem Wege kannst du aus dem Walde hinauskommen. Hier unten wohnt der Tod, er wird dich von deinen Leiden erlösen." „Wehe mir," rief der Jüngling, „wer bist du, daß du mir dieser: Rat gibst?" „Ich bin die Verzweiflung." „O weiche von hinnen!" schrie der Jüngling in tiefstem Schmerze und sank wieder zu Boden. — Als er die Augen zum dritten Male aufschlug, stand jener Mann in dem blauen Hemde mit der großen Axt vor ihm und sprach: „Komm mit mir, mein Sohn! Es ist wahr, dein Weg ist weit und voll Beschwerden; aber wer duldet, dem hilft Gott." Der Jüngling reichte ihm die Hand und der Fremde ging vor ihm her. Mit der Axt fällte er die Stämme und bahnte einen Weg durch das dichte Gesträuch. „Nimm diesen Kloß ans deinen Rücken!" befahl der Fremde. Der Jüngling gehorchte, obwohl Hunger und Müdigkeit ihn quälten. Doch je weiter sie vordrangen, desto besser und heiterer wurde der Wald und die Last dünkte ihm von Schritt zu Schritt leichter, weil ihn jetzt die Hoffnung auf ihren Flügeln trug. Endlich standen sie am Rande des Waldes und vor seinem frende trunkenen Auge ergoß sich eine weite, grüne Ebene im Glanze der Morgen- sonne. „Wir sind am Ziel," sprach der Fremde; „der Wald, durch den du gegangen bist, ist der Wald des Elends. Vergiß dies niemals! Und jetzt wirf die Last von dir!" Der Jüngling ließ den Klotz von seiner Schulter gleiten und fragte: „Wer bist du, guter Freund, der mich so trefflich führte?" „Ich bin die Arbeit", anwortete der Fremde und verschwand. Lub b.
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