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1. Bürgerkunde - S. 68

1907 - München : Gerber
68 d) Woh- nungswesen. e) Sittlich- keit. Penny die Stunde und selbst diese Arbeit im voraus ver- pfändet. Wie soll dies enden? Ist nicht vielmehr alles zu Ende?" Und der Weber blickt in dem leeren Zimmer umher. Keine Nahrung, keine Heizung, keine Einrichtung und vier- menschliche auf ihn angewiesene Wesen, die in ihren elenden Betten lagen, weil sie keine Kleider hatten. „Ich kann meinen Webstuhl nicht verkaufen," fuhr er fort, „nicht einmal als Feuerungsmaterial und er kostete mich doch Gold. . . Ich war für die Arbeit geboren und willig zu arbeiten. Ich liebte meinen Webstuhl. . . Er gab mir ein Häuschen in meinem Heimatsdorf und war nicht eifersüchtig auf das Gärtchen, das ich bestellte. Ich hatte Zeit für beides ... Er gab mir zum Weibe das Mädchen, das ich immer geliebt hatte und versammelte meine Kinder um meinen Herd in Frieden und Wohlstand. Ich war zufrieden, ich begehrte kein anderes Los. Warum bin ich nun so weit gekommen? Warum werden ich und 600 000 ehrliche, treue und fleißige Untertanen der Königin, die mannhaft jahre- lang gerungen haben und jedes Jahr tiefer gesunken sind, von unseren unschuldigen und glücklichen Häusern vertrieben, zuerst in enge Häuser ohne Behaglichkeit und allmählich in Keller oder andere Löcher wie dieses, die nicht einmal das Notwendigste bieten, während die gewöhnlichsten Bedürfnisse des Lebens, schließlich auch Kleidung und Nahrung uns entschwinden? . . Vormals war der Mann ein Handwerker, im besten Falle bedient er jetzt bloß die Maschine und selbst diese Beschäftigung entschlüpft ihm und fällt der Frau und den Kindern zu. . . . Wir sinken tiefer und immer tiefer. . ."" Das Streben nach Verdienst trieb die Arbeiter in die Fabrik- orte. Auch in der Fabrik waren die Löhne sehr niedrig, nicht bloß in der heimatlichen Wertstätte. Jeder Raum mußte nun den zahlreichen Arbeiterfamilien als Wohnung dienen; fast jeder war überfüllt. Die nächste Folge war oft großes Wohnungselend. Nicht einmal jene Lebensgüter, für die kein Kaufpreis gesetzt ist, die der Schöpfer alleil Wesen schenkt, hatten diese Armen in ge- nügender Menge: Luft und Licht. Ist es zu verwundern, wenn der tägliche Gast, die Not, schrecklichen Krankheiten wie Typhus, Schwindsucht re., die Türen zu diesen Wohnungen öffnete? Und sind nicht Arbeitskraft und Gesundheit das einzige Kapital der Armen? Die wenig gebildeten Menschen, die sich aus allen Gegenden des Landes an Jndustrieorten zusammenfanden, standen dort nicht, wie im Heimatdorfe, unter der Aufsicht von Kameraden und Nachbarn, nicht unter der heilsamen Zucht eines gemeinsameil y Penny — 8?2 Pfennig.
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