1907 -
München
: Gerber
- Autor: Lex, Johann
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Städtische Gewerbeschule, Städtische Fortbildungsschule
- Regionen (OPAC): München
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
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sie haben ihren Markt bis nach Magdeburg hin ausgedehnt; wir wünschen
uns auch zu verbinden. . . Für meine Heimat ist die Ledermesse in Leipzig
die Hauptbezngsqnelle. . . Bald hatten indessen unsere Delitzscher
Schuhmacher entdeckt, daß ihnen außer den drei Leipziger Messen, welche
zwischen Ostern und Michaelis eine halbjährige Lücke ließen, namentlich
die Brannschweiger Sommermesse eine gute Bezugsquelle bot, als sie
regelmäßig auch auf diese zum Ledereinkauf gingen und so einen vier-
maligen Einkauf und Umsatz ihres Betriebskapitals im Jahre ermöglichten,
was natürlich einen größeren Geschäftsgewinn abwarf. Sobald dies den
anderen Genossenschaften der Umgegend bekannt wurde, sandten auch diese
zum Einkäufe Abgeordnete hin. Diese hatten sich aber zum ersten Male
nicht genug mit Geld versehen. Da genügte die einfache Erklärung der
Vertreter der Delitzscher Genossenschaft, daß jene andern auch Mit-
glieder von Genossenschaften seien und im Augenblicke erhielten sie für
800—900 Taler Ware auf Kredit." ^
Wie sehr in unserer Zeit auch die Regierung bestrebt ist, ^Das^Ge-
die Genossenschaften zu fördern, möge ans folgenden amtlichen schaftswesen
Schriftstücken ersehen werden: m ge?tcm
Das K. Bayerische Staatsministerium des Innern st schreibt
unterm 20. Mai 1903 an die K. Kreisregierungen:
„Der Zusammenschluß der Handwerker und Gewerbetreibenden zu
Genossenschaften behufs Beschaffung von Maschinen und Werkzeugen,
Einrichtung von gemeinsamen Werkstätten, Ankauf der im Gewerbe-
betrieb benötigten Rohmaterialien, Gewährung von Betriebsmitteln rc.
hat sich nach den bisherigen Erfahrungen als ein wirksames Mittel zur
Hebung des Handwerker- und Gewerbestandes erwiesen. Trotzdem das
K. Staatsministerium des Innern solche Genossenschaften durch Gewäh-
rung von Zuschüssen zur Einrichtung und von gering verzinslichen, in
mäßigen Jahresraten rückzahlbaren Vorschüssen weitgehend unterstützt,
hat die Bildung von gewerblichen Genossenschaften noch nicht die
wünschenswerte Ausdehnung gewonnen. Die K. Regierungen, Kammern
des Innern, haben deshalb im Benehmen mit den Handwerkskammern,
welche hierin eine ihrer vornehmlichsten Aufgaben erblicken dürften, irr
jeder geeigneterr Weise auf die Förderung des Genossenschaftswesens
in Handwerkerkreisen hinzuwirken. Bis zum 15. Oktober lfd. Js. ist eirr
Verzeichnis der irn Regierungsbezirke befirrdlichen Genossenschaften,
welches den Zweck der Genossenschaft, die Zahl der Mitglieder urrd den
Starrd des Vermögens sowie die erzielten Erfolge zu enthalten hat,
in Vorlage zu bringen."
Daraufhin erläßt die K. Regierung von Oberbayern, Kammer
des Innern, unterm 26. Mai 1903 an die oberbaherische Hand-
werkskammer folgende Entschließung:
„Anruhend folgt Abdruck der Entschließung des K. Staatsmini-
sterinms des Innern, Abteilung für Landwirtschaft, Gewerbe und Handel,
vom '¿o. lfd. Mts. zur gefälligen Kenntnisnahme unter dem Beifügen,
daß die K. Regierung im Hinblick auf den vorletzten Absatz dieser Ent-
schließung beabsichtigt, die Distriktsverwaltungsbehörden des Regierungs-
bezirkes neuerlich mit entsprechender Weisung wegen tunlichster Förderung
des Genossenschaftswesens in Handwerkerkreisen zu versehen. Es ergeht
das Ersuchen um Bekanntgabe, ob zu dem gedachten Vorhaben seitens
9 Seit 1. Januar 1905 führt das K. Staatsministerium des K. Hauses
und des Äußern die Oberaufsicht über die Handelskammern, sowie im
wesentlichen über das gesamte Gewerbewesen.