1907 -
München
: Gerber
- Autor: Lex, Johann
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Städtische Gewerbeschule, Städtische Fortbildungsschule
- Regionen (OPAC): München
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
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kann, der hat seine Sache wahrlich auf nichts gestellt. Der muß
befürchten, daß morgen an seine Stelle ein Kind gesetzt wird oder
ein Hebel oder ein mechanischer Aufzug ihn überflüssig, brotlos
macht. Da helfen weder höhere Löhne, noch kürzere Arbeitszeiten;
da bilft nur bessere Vorbildung des Geistes und der Hand.
Um dem jungen Handwerker Gelegenheit zu geben, sich
Fertigkeiten und nützliche Kenntnisse anzueignen, bestehen ver-
schiedene Anstalten. In allen größeren Orten ist man bemüht
Fortbildungsschulen einzurichten, welche dem Berufe der Lehrlinge
angepaßt sind; überall trachtet man, diese durch Übung im fach-
gewerblichen Zeichnen, in der Geschäftskorrespondenz, im Rechnen
und in der Buchführung, durch Belehrungen in Gewerbe- und
Bürgerkunde vorzubereiten für ihre Aufgabe: als Männer ihre
beruflichen, staatsbürgerlichen und sittlichen Pflichten zu erkennen
und zu erfüllen.
München bietet reiche Gelegenheit zu beruflicher Ausbildung
und geistiger Fortbildung: zunächst durch Lehrstellen bei tüchtigen
Meistern in allen Gewerben, ferner durch Fortbildungs-, Gewerbe-
und Jnnungsfachschulen, durch die K. Baugewerkschule und die
K. Kunstgewerbeschule.
In die Aufgabe strebsamen Arbeitern und Arbeiterinnen, 2. ,;u attge-
Bediensteten und Meistern Gelegenheit zu geben, sich wertvolle
Kenntnisse aneignen zu können, teilen sich menschenfreundliche
Männer und Frauen aus verschiedenen Ständen. Vor allem
sind es Arzte und Gelehrte, die ihre Erfahrungen in Vorträgen
und Zeitschriften den Volksmassen mitteilen, um deren Lebens-
führung zu verbessern und zu verschönern und deren Gemüt zu
veredeln. Es bestehen hiezu Volksbildungs-, Volksgesundheits-,
Volkshochschulvereine, Volksbibliotheken, Sanitätskurse, Volks-
konzerte, Unterhaltnngsabende für Mädchen re.
Von den zahlreichen Stiftungen zur Unterstützung von Lehr-^^dde-
lingen, Gehilfen und Meistern seien hier nur zwei erwähnt. Ge- Handwerks:
legentlich des 700jährigen Regierungsjubiläums der Wittelsbacher a)iseri5s
richtete König Ludwig Ii., der Freund des Handwerks und Kunst- Stiftung;
gewerbes, am 2. Februar 1880 folgendes Allerhöchste Handschreiben
an den Bürgermeister Or. E r h a r d t in München:
„H e r r Bürgermei st e r vr. E r h a r d t!
Ich habe mit Gefühlen der Freude und des Dankes gegen Gatt
das laufende Jahr angetreten, in welchem Mir und Meinem Volke die
erhebende Feier der siebenhnndertjährigen Regierung Meines Hauses
bevorsteht. . . Insoweit jedoch prunkvolle Festlichkeiten in Aussicht
genommen sind, kann sich Mein landesväterliches Herz die außerordent-
lichen Opfer nicht verhehlen, welche hieraus m wirtschaftlich ernsten
Leiten den einzelnen Bürgern erwachsen würden. Ich weiß Mich und
Ii. Teil. Bürgerkunde. 6