1907 -
München
: Gerber
- Autor: Lex, Johann
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Städtische Gewerbeschule, Städtische Fortbildungsschule
- Regionen (OPAC): München
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
119
„tüchtig" ; ob diese Meisterlehre auch tatsächlich überall eine
tüchtige sei, darüber bestehen ganz berechtigte Zweifel und hier
nun einzugreifen, so wird von der andern Seite gesagt, sei die
Aufgabe der Lehrwerkstätte. Auch die Lehrwerkstätte wird das
nicht erreichen, was eine tüchtige Meisterlehre erreichen kann und
erreichen muß. Wir haben dnrch Herrn Kollegen Sch. von fach-
männischer Seite Beispiele dafür bekommen. Also ich habe die
Anschauung: die beiden haben sich gegenseitig zu
ergänzen und es wurde auch ausgesprochen, daß die tüchtige
Meisterlehre das erste ist und das vorzüglichere.
Unser Bestreben ist das Handwerk und den Gewerbestand
zu heben und zu fördern und leistungsfähig zu erhalten; auf
diese Weise werden wohl die Summen, die hier notwendig sind,
auf das beste angewendet sein. (Bravo!)
Vizepräsident: Meine Herren! Die Etatsansätze in
Kap. 7 § 1 haben von keiner Seite Beanstandung erfahren; die-
selben sind genehmigt.
§ 2. Zuschüsse a n Fachschulen für M a s ch i n e n -
banundelektrotechnik....................... 35.000 Jl
§3. Zuschüsse an Web schulen . . . 25.860 Jí
§ 4. Zuschuß an eine Fachschule für G las-
tn du strie 15.000 M
§ 5. Zur Unter st ü tzun g g e w e r b l i ch e r Fort-
bildungsschulen ................................61.313
Vizepräsident: Zum Wort ist niemand gemeldet; ich
konstatiere ohne besondere Abstimmung die Genehmigung der
Etatsziffern.
Nach dem stenographischen Bericht. (Gekürzt.)
Oon cien Steuern und Abgaben.
Es sind zwei sonderbare Menschen, der Harlacher und der Durlacher,
kreuzbrav, fleißig, klug, nüchtern. Beide haben eigentlich nur eine Schwäche:
einer will nämlich gescheiter sein als der andere. Durlacher meint, er wisse
alles^ Harlacher aber glaubt, er wisse alles besser. Letzterer hat daher tu
der Stadt den nicht unverdienten Spitznamen „der Kritikus", ivährend
ersterer allgemein „der Pstffikus" genannt wird. Beide streiten zuweilen,
als ob sie einander spinnefeind wären, indes sie sich eigentlich ganz lieb
haben; sie ereifern sich wegen ihrer verschiedenen Meinung über irgend
eine Sache lind am Schluffe zeigt es sich, daß sie doch ganz einig sind.
Es handelt sich bei allem Hader eben nur darum, daß der andere sich nicht
einbilde, es besser zu wissen.
Harlacher kommt wie gar oft eines Abends zu Durlacher und zwar
in ganz übler Laune. Kaum ist er in das Zimmer getreten, so kann sich
Durlacher von dessen Stimmung überzeugen.
H.: Die 20 Pfennig Mahngebühr ärgern mich eigentlich mehr als
die 28,50 Mark selbst. '
D.: Wofür denn 20 Pfennig Mahngebühr?
H.: War denn der Steuerbote nicht auch bei dir?