1909 -
München
: Gerber
- Autor: Lex, Johann
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1902
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Städtische Gewerbeschule
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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b. Der Mörtel hat kleine Zwischenräume, Poren; auch die Ziegelsteine
haben Poren. Man kann durch den Ziegelstein sogar Hindurch-
blasen. Die Poren trockener Mauerwände sind mit Luft gefüllt.
e. Wohnungen mit nassen Mauern sind kalt.
Grd. Die Poren solcher Mauern sind nicht mit Luft, sondern mit
Wasser gefüllt. Luft ist 770mal leichter als Wasser. Sie kann also
durch Wasser verdrängt werden. Wasser in den Mauern leitet die
Wärme viel besser nach außen als Luft.
Wände verhindern die Wärmeleitung um so mehr,
je mehr Luft sie enthalten, also je trockener sie sind.
3. Wer in einem Bette, das an einer feuchten Wand steht, schläft, kann sich
infolge bedeutenden Wärmeverlustes Rheumatismus, Nierenerkranknng ic.
zuziehen.
Wohnungen mit nassen Wänden sind ungesund.
4. 3. Besonders Neubauten sind sehr feucht.
Grd. Während der Herstellung des Rohbaues schon wurde viel
Wasser in die Mauern gebracht. Die Ziegelsteine wurden benetzt; der
Mörtel enthielt viel Wasser.
Man hat berechnet, daß beim Bau eines Wohnhauses mit
drei Stockwerken von je fünf Zimmern 850 lil Wasser in die
Mauern kommen. (850 hl Wasser könnten ein Zimmer aus-
füllen, das 5 m lang, 5 m breit und 3,4 m hoch ist.)
Die große Wassermasse soll nun wieder aus den Mauern
entfernt werden. Dies kann nur durch Verdunstung des Wassers
geschehen.
b. Wohnhäuser, die gut gebaut werden, bleiben längere Zeit im Rohbau
stehen, bevor die Mauern verputzt werden.
Grd. Die Verdunstung findet nur an der Oberfläche statt. Die
Rohmauer dunstet leichter Wasser ab als die verputzte Mauer. Durch
den Verputz wird ferner der Mauer neue Feuchtigkeit zugeführt.
c. Im Sommer trocknen Neubauten besser als im Winter.
Grd. Die Verdunstung wird durch Wärme beschleunigt. (Ausheizen
der Neubauten durch Verbrennung von Koks in eisernen Körben. Offnen
der Fenster hierbei. Warum ziehen die Wasserdämpse nicht durch die
Mauern ab? Es empfiehlt sich aber nicht, alle Türen und Fenster offen
zu halten? Warum?)
ä. In Wohnungen, die noch nicht ausgetrocknet sind und doch schon be-
zogen werden, zeigen die Wände bald nasse Flecken.
Grd. Diese Flecken rühren nicht davon her, daß die Feuchtigkeit
der Wände nun nach außen dringt, die Wände also bald trocken sein
werden. Die Flecken kommen vielmehr von dem Wasserdampf, der sich
beim Kochen und Waschen, beim Atmen ic. bildet. Die Wände sind
noch naß und darum kalt. Die eutstandene Feuchtigkeit verdichtet sich
an den Wänden. Die Poren der Wände füllen sich, nachdem sie erst
kurz vorher zum Teil für die Luft frei geworden, neuerdings mit Wasser.
„Die Wand schwitzt."
Neubauten sollen erst bezogen werden, wenn die
Wände genügend ausgetrocknet sind.
5. Ich befestige zwei gleich große Lampenzylinder, von welchen
der erste erwärmt, der zweite abgekühlt worden war, an einem
Stativ und bringe unter jeden ein eben angezündetes Phosphor-