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1. Bd. 1
- S. 90
1913 -
Leipzig
: Poeschel
- Autor: Berthold, Willi, Pautsch, Otto, Kestner, Fritz, Fischer, Johannes, Schmidt, Benno, Rohrbach, Paul, Deumer, Robert, Mothes, Rudolf, Oßwald, Paul, Bracker, Willy, Reinhard, Rudolf, Heuss, Theodor
- Hrsg.: Schröter, Arthur
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
90 Dis Verfassung -es Reiches usw.
lismus oder Konservativismus, die parteibildend wirkten. Allmählich
haben dann auch berufliche Interessen, Standesangelcgenheiten oder
religiöse Anschauungen parteibildende Kraft bewiesen, indem Groß-
grundbefltzer, mittlere bäuerliche Besitzer, Kaufleute, Handwerker, die
Industrie wie die Finanzwelt versuchten, ihre besonderen Zwecke durch
Parteigründungen zu verwirklichen. Auch Verschiedenheiten der Natio-
nalitäten können zu Parteigruppierungen führen.
In Deutschland kennt das 18. Jahrhundert ein Parteiwesen fast
noch nicht. Das ist begründet in dem Mangel eines regen öffentlichen
Lebens. Erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand unter
dem Einfluß der französischen Revolution wie im ganzen westlichen
Europa und in Amerika so auch in Deutschland der Gegensatz von
Liberalismus und Konservativismus. Einzelne Schattierungen waren
dabei von Anfang an vorhanden, je nach der Intensität der Wünsche
und Forderungen (Parteistellung im Frankfurterparlament). Bald aber
verbinden sich bestimmte wirtschaftliche und soziale Momente mit der
politischen Weltanschauung. Seitdem die Arbeiterklasse in bewußten
Gegensatz zum Bürgertum tritt (um 1860), und dievedeutung der sozia-
len Frage wächst, entstehen neue Parteischichtungen, die die älteren li-
beralen und konservativen Gruppen zersetzen. Immer größer wird die
Zerklüftung des Parteiwesens, je mehr wirtschaftliche Interessen in
den Vordergrund rücken. Darüber geht die einheitliche Weltanschauung
fast verloren; das Parteileben Deutschlands rückt gegen Ende des
19. Jahrhunderts immer weiter von dem Ideal des Zweiparteien-
systems (England) ab. (Siehe die Tabellen S. 92 und 93.)
Die Partei der Konservativen entwickelte sich in den Ber-
fassungskämpfen Preußens im Jahre 1848. Im schärfsten Gegensatz
zu den Liberalen, die wie im Frankfurter Parlament auch in der
Preußischen Nationalversammlung die Mehrheit bildeten, schlossen
sich alle diejenigen Elemente Preußens zusammen, die im Staat den
monarchischen Gedanken, in der Kirche den christlich-evangelischen
Standpunkt gewahrt wissen wollten („Autorität, nicht Majorität")
und einen organischen Aufbau des Staates an Stelle einer demo-
kratischen Entwicklung wünschten. Ihre Gründer waren besonders